Vier Generationen von Brockdorff auf Depenau (1620 – 1744)

 

Brockdorff-Wappen
Brockdorff-Wappen

Joachim von Brockdorff (vor 1587 – 1644)

Joachim von Brokdorff wurde vor 1587 auf Garz geboren. Er war Erbherr auf Gut Rixdorf und Tramm. Seine Eltern waren Detlev von Brockdorff (1555 – 1616) und Anna von Reventlow  (*1555).

Er heiratete 1599 Ove von Sehestedts Tochter Heilwig von Sehestedt (1576 -1649) auf  Gut Rixdorf. Ihr Bruder Detlev war Erbherr auf Gut Niendorf, Schönweide und Kaltenhof, bis 1607 auch Erbherr auf Depenau. Dann wurde Gut Depenau auf seine Schwester übertragen.

Somit war Joachim von Brokdorff der erste seiner Familie auf Gut Depenau.

Von ihren vier bekannten Kindern, Detlev (1600 – 1670), Dorothea (1616 – 1688), Ove (+1647) und Ann Cathrine (+1660) erbte der älteste Sohn Detlev das Gut Depenau.

Dorothea heiratete Bertram von Rantzau von Gut Ascheberg.

In der Familie von Brockdorff war es Tradition, den ältesten Sohn abwechselnd Joachim oder Detlev zu nennen. Das macht die Zuordnung manchmal etwas schwierig.

Joachim von Brockdorff verstarb 1644, seine Ehefrau Heilwig 1649.

Für Joachim von Brockdorffs Frau Heilwig gibt es in der Literatur ein Zuordnungsproblem. Viele dänische Quellen sprechen von Heilwig als Oves Tochter, andere sprechen von Detlevs Tochter. Detlevs Tochter Heilwig wurde jedoch erst 1608 geboren. Somit kommt sie nicht in Betracht. Auch hier stiftet der in der Familie von Sehestedt häufig verwendete Name Heilwig Verwirrung. Die Zuordnung kann nur jeweils durch die Lebensdaten erfolgen, bzw. durch den dänischen Zusatz –datter, also Tochter von.

 

Wappen von Brockdorff

Detlev von Brockdorff (1600 – 1670)

Detlev von Brockdorff war Erbherr zu Rixdorf, Depenau und Tramm. Er wurde 1600 auf Gut Rixdorf geboren. Seine Eltern waren Joachim von Brockdorff  und Heilvig von Sehestedt. 1618 tötete er im Duell in Paris Claus von Thienen.

1624 immatrikulierte er sich an der Universität zu Leyden in Südholland. Es war die älteste Universität in Holland von 1575.

1642 heiratete er auf Gut Depenau Oelgaard Catharina Rantzau (* 1625 +1675).

GertRantzau1558-1627
Gert Rantzau (1558-1627) Vater von Oelgaard Catharina Rantzau

Sie hatten zwölf Kinder, u.a.: Joachim (1643 – 1719), Anna Oelgaard (*1644), Catharina Hedwig (17.6.1645 – 25.11.1689) verh. mit Detlev von Rantzau, Gerhard Detlev (*1645 – 22.1.1711 Veyle DK), Bendix (1654 – 12.9.1730 Lübeck), sowie Detlev Christian (+1693 Windeby) und Dorothea Mette (+19.3.1693).

Detlev von  Brockdorff lebte 1645 in Hamburg als dänischer Gouverneur von Schleswig-Holstein.

Im Jahre 1651 wurde er von König Friedrich III. von Dänemark als Oberstleutnant an den Hof von Herzog Christian Ludwig von Braunschweig-Lüneburg empfohlen. 1656 war er Dänischer Oberstleutnant der Infanterie. 1657 erhielt er ein Patent auf ein Regiment. 1661 nahm er als Marschall und Oberst teil an der Beerdigung von Herzog Frederick III von Gottorf und der Amtseinführung seines Sohnes Herzog Christian Albrecht (1641 – 1694).

1664 wurde er Kämmerer des Kurfürsten von Brandenburg und Amtshauptmann am Arendsee, Niendorf und Diesdorf.

1665 wohnte er der Einweihung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bei.

Christian Albrecht
Christian Albrecht Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf (1641 – 1694)

Detlev von Brockdorff verstarb 1670.

Wappen von Brockdorff

 

Joachim von Brockdorff (1643 – 1719)

Joachim von Brockdorff wurde am 2. April 1643 als ältester Sohn von Detlev von Brockdorff (1600 – 1670) und Oelgaard Catharina Rantzau (1625 – 1675) geboren. Er hatte noch 11 jüngere Geschwister. Er war von 1660 bis 1670 Kammerjunker bei Christian Albrecht, Herzog von Gottorf. Er immatrikulierte sich 1666 an der Universität von Siena, die aus dem 13. Jahrhundert stammt, da man hier ein perfektes Italienisch erlernen konnte. Er hatte einen aufbrausenden und jähzornigen Charakter. Am 6. Oktober 1672 tötete er im Duell seinen Verwandten, den Kammerjunker Leopold Joachim Rantzau durch zwei Kopfschüsse. Erst später bekam er dafür  den Pardon des Herzogs von Gottorf, da Duelle verboten waren.

Nach dem Tod seines Vaters Detlev gehörten die Güter Rixdorf und Depenau der Erbengemeinschaft der 12 Kinder und der Mutter Oelgaard Catharina Rantzau. Detlev hatte mit seiner Familie in großem Aufwand gelebt und Schulden angehäuft. Joachim bekam Depenau und Bruder Gerhard Rixdorf zur Verwaltung. In den Kriegen wurde Rixdorf von Soldaten verheert und angezündet.

Am 1. Oktober 1672 heiratete er in Hamburg die reiche Hamburger Kaufmannstochter Anna Margrethe Marselis verw. Berns. Es war eine Liebesheirat, selten in jenen Jahren.

1675 avancierte er zum Leutnant zu Pferd im Leibregiment des dänischen Königs Christian V.. 1676 wurde er zum Rittmeister im vierten jütländischen Reiterregiment ernannt. Am 4. Dezember 1676 wurde er in der Schlacht von Lund in Schonen verwundet. Die Schonischen Kriege gegen Schweden gingen von 1674 bis 1679.

1681 ging die Erbengemeinschaft über Rixdorf und Depenau in Konkurs. Joachim von Brockdorff kaufte aus der Mitgift der Mutter für 47 000 Taler Gut Depenau. 1683 wurde er zum Oberst einer geworbenen Schwadron ernannt. 1685 reüssierte er als Oberst zu Holstein im Generalstab von Christian Albrecht, des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf.

Die Kriege seines Königs Christian V. von Dänemark und die darauf erhobenen Sondersteuern ließen den Reichtum seiner Frau dahinschmelzen. Zudem zog Christian V. die Güter von Anna Margrethe Marselis, Dueholm in Nordjütland und Semb in Norwegen, zwecks Ausstattung seiner Kriegskasse ein.

Christian_V_of_Denmark
Christian V. von Dänemark und Norwegen (1646 – 1699)

Derweil versuchte Joachim von Brockdorff aus Gut Depenau ein modernes Gut zu machen und die Wirtschaftlichkeit zu erhöhen. Jedoch brachte er in seiner brutalen Art, durch Bauernlegen und ständiger Erhöhung der Hofdienste die Bauern dergestalt gegen sich auf, dass sie sich regelmäßig gegen ihn erhoben. 1707 erschoss er bei einem dieser Aufstände einen Hufner und verletzte andere schwer. Er floh nach Kopenhagen. Zur Strafe wurde eine Kommission unter Oberst Petrejus eingesetzt, und er anschließend von der Verwaltung seines Gutes entbunden. Mehrfach musste das Militär die Aufstände niederschlagen. Auch dieses Zerwürfnis mit den Gutsangehörigen führte dazu, dass die Wirtschaftlichkeit des Gutes immer weiter abnahm.

1712 konnte er die Sondersteuern an den dänischen König Frederik IV. nicht mehr bezahlen. Seine Tochter Anna Constantia von Cosel verwendete sich für ihn bei Frederik IV., damit ihre Eltern nicht auch noch Depenau verlieren sollten.

Frederik IV 1671
Frederik IV. König von Dänemark und Norwegen (1671 – 1730)

Joachim von Brockdorff verstarb am 14. Juni 1719 nach langjähriger Krankheit in Depenau.

Wappen von Brockdorff

 

Christian Detlev von Brockdorff (1675 – 1744)

Christian Detlev von Brockdorff wurde am 16.1.1675 als ältestes Kind des Ritters Joachim von Brockdorff (1643 – 1719) und seiner Ehefrau, der  Hamburgerin Anna Margrethe Marselis geboren.

Seine beiden nächstjüngeren Schwestern Alette Catharine und Catherine Hedewig wurden nur 3 Monate resp. 1 Tag alt. Und auch die jüngste Schwester Margrethe Dorothea überlebte das Kleinkindalter nicht. Der jüngere Bruder Joachim starb im Alter von 26 Jahren. So blieben nur Christian Detlev und seine jüngere Schwester Anna Constantia, die 1680 geboren wurde, am Leben.

Christian Detlev war als ältester Sohn der vorgesehene Hoferbe. Er  wurde zusammen mit Bruder Joachim durch einen Hauslehrer in Latein, Französisch, Italienisch, sowie Mathematik und in den schönen Künsten unterrichtet. Ein Tanzmeister kam ins Haus, um die Kinder im feinen Umgang und im Tanz zu belehren.

Als Sohn eines Ritters lernte er aber auch sehr gut Reiten, Fechten, das Schießen mit der Pistole, sowie das Springen, Laufen, Schwimmen und Ringen.

Mit 17 Jahren trat er seine so genannte Kavalierstour an. In dieser Zeit sollten die jungen Ritter die Welt kennenlernen, sich an Höfen und in Kunstkammern umsehen. Als er diese 1694 mit 19 Jahren beendet hatte, schrieb er sich an der Christian-Albrechts-Universität zum Studium ein, an der Juristischen Fakultät.

Als er 1702 nach vollendetem Studium mit einem glänzenden Abschluss nachhause kam, um Herzog Friedrich IV., Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf zu dienen, war dieser tot, in der Schlacht bei Klissow gefallen.

Später holte Anna Constantia ihn und ihren Bruder Joachim nach Sachsen, wo sie ihnen 1707 Offizierspatente verschaffte. 1708 wurde Joachim in Brabant von einem Herrn von Lüttichau im Duell erschossen. 1709, als der dänische König Frederik IV. als Gast in Sachsen weilte, lud er auch Anna Constantias Bruder Christian Detlev ein. Das war eine große Ehre. 1711 erhielt Christian Detlev von August dem Starken ein Regiment.

Er erreichte jedoch nichts mehr aus eigener Kraft. Er musste am Dresdner Hof leben, abhängig von seiner Schwester und der Gunst des Königs. Er galt als unzuverlässig, vorschnell und auf seinen Nutzen bedacht.

1714 kam es zum Zerwürfnis mit seiner Schwester Anna Constantia. Er hatte inzwischen sein Regiment verloren, denn 1713 war seine Schwester bei August dem Starken in Ungnade gefallen. Um seine Karriere zu retten, stellte er sich gegen seine Schwester, als ihr Graf Rantzau ein Verhältnis mit von Thienen andichtete.

Das Ganze endete mit einer Tragödie: Graf Rantzau duellierte sich mit von Thienen, Rantzau starb und von Thienen floh.

Ihre Mutter Anna Margrethe verzieh es ihrem Sohn nie und beschuldigte ihn für den Rest ihres Lebens, seine Schwester im Stich gelassen zu haben. Als sie 1736 mit 85 Jahren  verstarb, kehrte Christian Detlev von Brockdorff nach Depenau zurück.

1737 kam es zu einem weiteren Bauernaufstand auf Depenau. Er setzte 40 von ihnen in Haft. Er hatte das gleiche Verhältnis zu den Gutsangehörigen wie sein Vater. Als seine Bauern sich 1740 beschwerten, dass er seine Hofschweine über ihr Land trieb, antwortete er: „Ist das Feld mein oder euer, ich vermeine, das Feld sei mein! Nichts gehöret euch zu, die Seele gehöret Gott, eure Leiber, Güter und alles was ihr habt ist meins.“

Christian Detlev von Brockdorff weigerte sich seiner Schwester Geld aus der einstmals reichen Mitgift seiner Mutter als Erbe auszuzahlen. Es kam zu einem langjährigen Prozess mit Anna Constantias Kuratoren, während diese in der Festung Stolpen in Haft saß. Als 1744 endlich ein Vergleich erreicht und zur Unterschrift vorlag, starb Christian Detlev unvermählt und ohne eigene Erben am 4. Mai 1744, und seine Schwester Anna Constantia Gräfin von Cosel erbte Gut Depenau.

 

 

 

 

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