Die Entstehung und Bedeutung der Knicks
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandelte sich die Landwirtschaft grundlegend.
Seit dem Mittelalter wurde der Boden in Feldgemeinschaft der Bauern bewirtschaftet. Die Hufner und Halbhufner hatten jeweils einen Anteil an den Ackerschlägen, die auf die ganze Feldmark verteilt waren. Zusätzlich gab es noch die Allmende, die gemeine Weide, die für alle verfügbar war.
Der Boden wurde mit Hilfe der Dreifelderwirtschaft bewirtschaftet. Das bedeutete, dass die Äcker in jeweils einem Jahr mit Wintersaat, Sommersaat und anschließender Brache bewirtschaftet wurden.
Nun wurden die Feldgemeinschaft und die Dreifelderwirtschaft aufgegeben, da sie die geforderte Weiterentwicklung der Landwirtschaft behinderte. Die Allmende wurde aufgeteilt. Die Äcker wurden zu größeren Einheiten zusammengelegt (gekoppelt) und mit Wallhecken abgegrenzt.
In früherer Zeit wurden die Schläge mit Totholz abgegrenzt, d.h. mit senkrechten Pfählen. Waagerecht verbunden wurden sie durch Holzstangen. Dieser Zaun hatte jedoch nur 2 Jahre Bestand, weil in der Brachezeit das Land für die Viehweide freigegeben wurde. Dies führte zu einem immensen Holzverbrauch im waldarmen Schleswig-Holstein.
Die Wallhecken wurden aus Feldsteinen und Grassoden aufgebaut und mit Weißdorn, Spindelbaum, Haselstrauch, Wildrosen, Holunder, Mehl- und Vogelbeeren, Brombeeren und anderen Sträuchern bepflanzt. So entstand der sog. „bunte Knick“. Dazwischen standen Eichen und Buchen, die Überhälter, die dem Gutsherrn gehörten und in späterer Zeit für den Bau von Fachwerkhäusern verwendet wurden.. Auf den Wall wurden zu beiden Seiten ausgestochene Grassoden gelegt. So gelangten Gräser und Kräuter auf den Knick. Der Knick hatte an der Basis eine Breite von 3m, eine Höhe von 1 bis 1 ½ m, und die Kronen der Sträucher waren ca. 2 m breit.
Alle sieben Jahre wurden die Wallhecken mit dem „Tuunrieter“, einer hakenförmigen Klinge an einem kurzen Holzstiel, kurz über dem Erdboden abgeschnitten. Einige Gerten ließ man stehen, knickte sie nach unten und verflocht sie zu einem undurchdringlichen Zaun. Das nannte man Knicken. Und so entwickelte sich der heute gebräuchliche Name „Knick“.
Während heute das Holz des Knicks vor allem für den heimischen Kamin oder für die Heizung verwandt wird, nutzte man früher das Holz auf vielfältige Weise.
Die Haselsträucher lieferten den Erbsenbusch für den Garten, an dem die Erbsen beim Klettern Halt fanden. Zudem wurde das Strauchwerk zum Abdichten der Knicks und für die Uferbefestigung von Bächen genutzt.
Aus Weißdorn fertigte man Hammerstiele, aus der Weide Sensen- und Schaufelstiele. Aus dem Spindelbaum wurden Harkenzinken und Holzlöffel hergestellt und aus der Esche Wäscheklammern. Die Wildrosen nahmen die Gärtner zur Veredelung. So schützte allein der Wert der im Knick wachsenden Hölzer die Wallhecken vor der Zerstörung.
Zudem schützte der Knick das Land vor der Winderosion. Weidende Rinder konnten nicht mehr auf dem Nachbaracker unbefugt fressen, der Knick bot ihnen allerdings auch Schutz gegen Sonnenbrand, Regen und Wind. Diese Vorteile überwogen den Nachteil des Flächenverbrauchs und der Beschattung von Feldern bei weitem auf.
Der Schutz der Knicks war so bedeutend, dass im 19. Jahrhundert bis zu 2 Jahre Gefängnis für die Beschädigung eines Knicks verhängt wurden.
Im letzten Jahrhundert gerieten die Knicks mächtig unter Druck. Durch die vermehrte Stallhaltung der Tiere zur Mistproduktion und das Aufkommen moderner Zäune wurde die Pflege der Knicks zunehmend vernachlässigt. Infolge der Mechanisierung der Landwirtschaft sollten die Schläge maschinengerecht immer größer werden. Viele Knicks wurden gerodet, vor allem im Bereich der großen Güter, bis in den 70iger Jahren ein Umdenken einsetzte.
Nun besann man sich, auch im Zuge des Siegeszuges des Tourismus, auf den landschaftsprägenden Charakter der Wallhecken. Indem sich der Naturschutzgedanke in breiteren Kreisen der Bevölkerung verankerte, erkannte man auch die ökologische Bedeutung der Knicks in unserem waldarmen Bundesland für Vögel, Kleinsäuger und viele Pflanzenarten, die in den Wallhecken ein Rückzugsgebiet gefunden haben.
Im Landesnaturschutzgesetz wurde der Schutz der Knicks im § 15 b festgeschrieben, sodass sich seitdem der Bestand der Knicks im Großen und Ganzen gesichert ist.
Auch in der flächenmäßig großen Gemeinde Stolpe bietet die Knicklandschaft viele reizvolle landschaftliche Ausblicke für Einheimische und Gäste.