Torfgewinnung im Stolper Moor
Adolf Riecken berichtet:
„Von April 1945 – 1948 war ich in Preetz bei der Firma August Petersdotter & Sohn in der Tischlerlehre. Ich war in Kost und Logis.
1947 waren mein Lehrmeister und seine Frau bei meinen Eltern eine Woche um Torf zu backen, in unserer Wiese am Moorredder.
Nachdem die Grassoden abgetragen waren, wurde die Torfschicht in einen großen Kasten geschaufelt, mit Wasser vermischt und mit den Füßen durchgeknetet. Danach wurde er in eine Form mit 12 Einteilungen geschaufelt und abgestrichen. Die Form wurde hoch gezogen und weiter gesetzt. Nach einigen Tagen wurden die Soden gedreht, dann in kleine Türme „geringelt“. Nach dem Trocknen waren es feste Brennkörper.
Herr Petersdotter organisierte einen Lastwagen, der die Torfbriketts nach Preetz in die Werkstatt brachte.“
Viele Familien hatten ein Stück Land im Stolper Moor am Moorredder. So auch Familie Hansen. Bei der Aufhebung der Leibeigenschaft 1806 hatten viele Tagelöhner ein Stück Land erhalten, für das Vieh, aber auch für die Gewinnung von Torf, der im waldarmen Schleswig-Holstein der Brennstoff der armen Leute war.
Gerhard Hansen berichtete:
„Das Torfbacken begann im Frühjahr und endete im Oktober. Das Torfbacken war eine sehr harte Arbeit, und die ganze Familie musste mithelfen, auch die Kinder.
Zuerst wurden die Grassoden abgetragen. Darunter lag der Schwarztorf, der getrocknet als Brennmaterial geeignet war. Diese Schicht war im Stolper Moor ca. 1,50 m dick. Mit Spaten wurde der Torf abgestochen und nach oben geworfen.
Bis in diese Tiefe wurde der Torf ausgehoben. Darunter befand sich eine Kalkschicht. Oben wurden die Torfsoden in eine Torfkiste geschüttet. Mit den Füßen wurde der Torf solange getreten, bis das Wasser heraus war.
Anschließend wurde der Torf in eine Torfform gegossen, die an die 2 mal 12 Felder hatte. Wenn sie voll war, wurde der Torf abgestrichen. Die Form wurde geschüttelt und hochgehoben und ein Stück weiter wieder abgesetzt. Dieser Vorgang wiederholte sich.
Die Torfstücke ließ man auf der Wiese ein paar Tage antrocknen. Zwei- bis dreimal wurden sie gewendet. Dann stapelte man sie zu Ringeln (Kegeln) hochkant, so dass sie an Ort und Stelle trocknen konnten. Die Ringeln ließ man 3 Wochen bis zum Abtransport stehen, dann wurden die Torfstücke nach Hause gefahren. Den Torf nahmen die Familien in erster Linie zur eigenen Herdfeuerung. Was übrig war, wurde an Leute, die kein Moorgrundstück besaßen, verkauft. Für einen Zentner Torf konnte man 1 DM bis 1,50 DM einnehmen.“
Das Stolper Moor ist durch mehrere Seeabsenkungen und Entwässerung so trocken, dass darauf Kühe weiden konnten. Heute wird das Moor wieder renaturiert. Das Torfbacken in Stolpe ist damit endgültig Geschichte.