Die Kleinbahn Kiel-Segeberg
Die Kleinbahn AG Kiel – Segeberg wurde 1911 von der Stadt Kiel, den Kreisen Plön und Segeberg, sowie der Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Lenz und Co. GmbH gegründet.
Zusammen mit der Kleinbahn Kiel – Schönberg hatte die Bahnlinie ihren Ausgangspunkt am Kleinbahnhof Kiel-Süd, der 1,7 km südlich des Hauptbahnhofes lag. Am 2. Dezember 1911 nahm die Kleinbahn gezogen von einer Dampflokomotive ihren Dienst auf. Zu Beginn war ihre wichtigste Aufgabe, die aufstrebende Marinestadt Kiel mit Ton – und Ziegelwaren aus Stolpe, sowie mit landwirtschaftlichen Produkten aus der Region zu versorgen.
In den beiden Weltkriegen von 1914 bis 1918 und 1939 bis 1945 erhielt die Kleinbahn Kiel – Segeberg eine große militärische Bedeutung. In Bornhöved wurde 1936 eine Anschlusstrecke zum Marinesperrzeugamt im Neumünsteraner Forst bei Trappenkamp geschaffen. Getrieben von einer Diesellokomotive verkehrte täglich ein Zugpaar zwischen Stolpe und Trappenkamp, um die Arbeiter zu befördern. Im Laufe des Krieges wurden auch Arbeiterinnen und Arbeiter zum Dienst in Trappenkamp zwangsverpflichtet.
Am späten Nachmittag des 21. April 1944 wurde ein Arbeitszug auf dem Kleinbahnhof Stolpe von englischen Tieffliegern mit ihren Bordgeschützen angegriffen. Ein russischer Kriegsgefangener an der Strecke und ein kleiner Junge, der gerade vor der Haustür spielte, wurden getötet, mehrere Menschen verletzt. Im Busse-Haus schlugen Kugeln durch die Fenster ein und durchlöcherten den Tisch.
Der Kleinbahnhof Kiel – Süd wurde durch Bomben stark in Mitleidenschaft gezogen, dass ab 1954 die Züge der Kleinbahn Kiel –Segeberg im Kieler Hauptbahnhof endeten.
Vom Kleinbahnhof Kiel – Süd aus führte die Bahnstrecke direkt nach Süden, meist entlang der heutigen Trasse der B 404 / A 21, die damals jedoch noch nicht in der Form existierte.
19 Kleinbahnhöfe entstanden entlang der Strecke, die direkt in die Dörfer integriert waren. Dies waren Kiel – Kleinbahnhof Süd, Kiel-Wellsee, Moorsee, Boksee, Klein-Barkau, Kirchbarkau, Warnau, Nettelsee, Depenau – Nettelau, Stolpe/Holstein, Wankendorf, Ruhwinkel – Schönböken, Bornhöved, Tarbek, Tensfeld, Blunk, Groß-Rönnau, Bad Segeberg – Nord und Bad Segeberg – Kieler Kleinbahn Bahnhof.
In Kirchbarkau bestand eine Umsteigemöglichkeit in die Kleinbahn Kirchbarkau – Preetz – Lütjenburg. Diese wurde jedoch in den 30iger Jahren wieder eingestellt. In Wankendorf konnte man, verbunden mit einem ca. 1 km langen Fußweg auf die Reichsbahnstrecke Neumünster – Ascheberg umsteigen, die einen eigenen Bahnhof hatte. Obwohl es Überlegungen gab, wurden diese beiden Strecken nie miteinander verknüpft. Nach dem Bau der B 404 und der Bevorzugung des Straßenbaus vor dem Schienenverkehr wurde die Strecke am 31.12.1961 stillgelegt, was in der Bevölkerung an der Bahnstrecke große Proteste auslöste.
An den Kleinbahnhof in Stolpe erinnert noch die Straße „Bahnhofstraße“. Der Bahnhof selbst lag auf dem Gelände des heutigen Ziegelwegs. Das Gebäude des Kleinbahnhofs existiert nicht mehr. Jedoch besteht noch das Gebäude der ehemaligen Bahnhofswirtschaft. Es ist das Haus Bahnhofstraße Nr. 1.
In Nettelau steht das ehemalige Bahnhofsgebäude noch heute. Es ist das Haus Nettelau Nr. 2, das direkt am Alten Bahndamm liegt. Jedoch nicht nur die Bahnhöfe erinnern an die ehemalige Kleinbahn Kiel – Segeberg, sondern auch die alte Bahntrasse, genannt Alter Bahndamm, der als kulturgeschichtliches Denkmal in Schleswig – Holstein eingetragen ist.
Wenn man bis ins Jahr 2012, von Kiel kommend die B 404 befuhr, sah man ab Nettelau auf der rechten Seite deutlich den etwas erhöht liegenden Alten Bahndamm, der mit Bäumen bewachsen war. Die Schienen wurden nicht lange nach der Stilllegung der Strecke entfernt. Dieses Teilstück ist 2013 mit dem Ausbau der B 404 zur A 21 zerstört worden. Mit der Abfahrt nach Stolpe, vor dem Beginn des damaligen Teilstücks der A 21 aus dem Jahr 1972, biegt der Alte Bahndamm nach Nordwesten ab, in Richtung des ehemaligen Kleinbahnhofs Stolpe. Hinter der Bahnhofssiedlung führt heute der Wanderweg „Alter Bahndamm“ zwischen Wiesen und Feldern in Richtung Wankendorf.
Zur Erinnerung an den Alten Bahndamm benannte die Gemeindevertretung Stolpe im Jahr 2015 einstimmig die neu entstandene Gemeindestraße entlang der A 21 „Nettelauer Bahndamm“.