Ausflugslokal am Holzsee

aus den Erinnerungen von Waltraut Schwarten

Heinrich und Anna Schade, 1939 wohnhaft in Neumünster, besaßen auf der Nettelseer Seite des Holzsees ein kleines Wochenendhaus, in dem sie mit ihren beiden Töchtern die Wochenenden und Ferien im Sommer verbrachten.
Während des Zweiten Weltkrieges wurde Familie Schade in Neumünster 1944 ausgebombt, und man zog ganz an den Holzsee. 1946 baute Heinrich Schade das Wohn- und Gästehaus auf der Nettelseer Seite. 1948 brannte es ab, wurde aber 1949 wieder aufgebaut. Heinrich Schade richtete ebenfalls ein Ausflugslokal ein.

Gast- und Bootshaus mit Sprungturm
Gast- und Bootshaus mit Sprungturm

Im Wohnhaus wohnte die Familie, darüber hinaus gab es hierinnen 5 Fremdenbetten zu vermieten. Unten am Wasser lag das Bootshaus, ein Stück entfernt davon ein Werkzeugschuppen. Ein Sprungturm ermöglichte den Gästen ungetrübte Badefreuden. Im Bootshaus lagen Angelboote bereit.
Auf der Nettelauer Seite standen ein Bootsschuppen aus Fachwerk mit Reetdach und nahebei ein Gästehaus, das auf Pfählen im Wasser stand. Hierin waren ebenfalls 4 Fremdenbetten in zwei Zimmern untergebracht.

Schon 1943 hatte Heinrich Schade das Bootshaus von der Wehrmacht in Nettelau gepachtet, mit einem Einheitspachtvertrag über 18 Jahre. 1959 erwarb Heinrich Schade das Bootshaus nebst dem Gästehaus und dem Holzsee.

Da von der Nettelseer Seite keine Straße zur Gaststätte führte, reisten die Gäste über Nettelau an, bzw. die Tagesgäste kamen gelaufen oder mit dem Rad gefahren. Heinrich Schade hatte zum Zweck des Übersetzens ein ehemaliges Sturmboot der Wehrmacht gekauft, das groß genug war, 7 bis 8 Gäste auf einmal hinüber zu rudern.

Stapellauf Sturmboot
Stapellauf des Sturmbootes

Ein zweites Standbein schuf sich Heinrich Schade als Fischer auf dem Holzsee. Beim Bootshaus auf der Nettelauer Seite trocknete er seine Netze und bewahrte seine Fischereiutensilien auf.
Auf der Nettelseer Seite dagegen lebte allerlei Viehzeug: Schweine, Enten, Gänse und Hühner. Sie versorgten Familie und Pensionsgäste mit allem Nötigen.

Fischernetze Nettelau
Die Fischernetze trocknen auf der Nettelauer Seite

Die Feriengäste der Familie Schade waren allesamt Angler, die Wert auf Muße beim Angeln legten, und die Idylle der friedlichen Landschaft liebten. Komfort allerdings gab es in den ersten Jahren nicht. Es gab keine Elektrizität bis 1964. Bis dahin musste alles per Hand und abends bei Petroleumlicht erledigt werden. 1964 wurde von Nettelau aus ein Kabel durch den See verlegt und das Wohn- und Gästehaus an die Stromleitung angeschlossen.

Für das Essen war Anna Schade zuständig. Wenn das Mittagessen fertig war, läutete sie die Glocke, die über den ganzen See zu hören war. Dann machten sich all die Angelfreunde in ihren Booten auf den Weg zurück zur Pension. Als Tochter Waltraud älter war, musste sie ihrer Mutter in allem zur Hand gehen. Schwiegersohn Rolf Schwarten aus Perdoel hatte die Gäste mit dem Ruderboot über den Holzsee zu bringen. Schließlich bezogen Waltraud und Rolf Schwarten jenes Haus in Nettelau, das an der Abzweigung liegt, wo der Weg zum Holzsee vom Gut abzweigt. So konnten sie den Eltern weiterhin zur Hand gehen.
1974 starben beide Eltern Schade kurz hintereinander an Krebs. Die Töchter verkauften 1978 den Holzsee sowie die Gebäude an die Sportangler Vereinigung Hamburg e.V.

Diese bauten das Wohn- und Gasthaus in ein komfortables Vereinsheim um und rissen Bootshaus und Gästehaus auf der Nettelauer Halbinsel ab. Auch das Bootshaus am Wasser auf der Nettelseer Seite verschwand. Der Sprungturm musste auf Geheiß der Gemeinde Nettelsee schon früher abgerissen werden, weil die Gemeinde das Risiko von Badeunfällen nicht tragen wollte.

Anglerheim des SAV heute
Anglerheim des SAV heute

2009 wurde eine neue Steganlage aus Holz an der Nettelauer Halbinsel erbaut, wo die Angelboote des Vereins liegen. Auch heute noch ist das Vereinsheim nur auf dem Wasserweg über den Holzsee zu erreichen.

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