Die Schule von 1876 bis 1956
Schon zu Ostern 1874 hatte man wegen der hohen Schülerzahlen die zweiklassige in eine dreiklassige Schule umgewandelt, allerdings immer noch mit zwei Lehrern.
Die alte eingeschossige Schulkate aus Fachwerk von 1811 war derart baufällig geworden, dass sowohl Wände als auch Dach und Fenster keinen Schutz mehr gegen die Witterung boten. Auch waren die Aborte in einem Jammerns werten Zustand.
So wurde die alte Schule abgerissen und ein ebenso großer, aber zweistöckiger Schulneubau begonnen.
Die Dorfherrschaft Perdoel hatte Holz und Steine zu liefern, die Hufner, Landinsten und die Häuerlinge hatten die Arbeit zu leisten. Das schlechte Wetter im Herbst verzögerte die Fertigstellung, sodass die Schule erst am 16. November 1876 eingeweiht werden konnte.
Vom Gasthaus „Zum Pfeifenkopf“ marschierte ein Festzug nach dem neuen Schulgebäude, wo der Baumeister dem Schulinspektor Pastor Petersen sen. den Schlüssel übergab. Der 1. Lehrer Eduard Friedrich Heinrich Zernotitzky referierte über das Thema „Ist jemand in Christo“ und der 2. Lehrer Jacques Heinrich Loft sprach über den 12jährigen Jesus im Tempel.
Anschließend zog die Schulgemeinde wieder zum Gasthaus, wo es zur Feier des Tages ein Festessen und anschließend Tänze gab.
Die Wohnung des 1. Lehrers Zernotitzky lag im Obergeschoss. Der 2. Lehrer wohnte zuerst im Pfeifenkopf, wurde dann aber auf dem Hof Suhr gegenüber (abgerissen, heute Tischlerei Riecken) untergebracht.
Der Schulhof wurde zur Seestraße hin mit Draht eingefriedet, nachdem die Dornenhecke entfernt worden war.
Der zur Wohnung des 1. Lehrers gehörende Schulgarten wurde durch den Neubau fast halbiert. Der vor dem Haus befindliche alte Garten wurde als Schulplatz für die Schüler hergerichtet. Schon 1877 wurden die vor dem Schulhaus stehenden Lindenbäume ausgerodet. Sie wurden 1880 durch die Schenkung neuer Lindenbäume des Wittmaaßener Hufners Duggen ersetzt.
Im Sommer 1894 standen schon die ersten Reparaturen an. Die Räume der Wohnung des 1. Lehrers wurden tapeziert, die Schulräume gemalt. Eine neue Schultür wurde eingebaut, sowie Reparaturen an Keller und Abort getätigt.
Am 2. November 1904 weihte der neue Gutsherr, der Geheime Kommerzienrat Rudolph Hammerschmidt, in Depenau eine neue Schule ein. Hinfort besuchten die Schüler und Schülerinnen aus Depenau, Horst, Bundhorst und Nettelau die dortige Schule.
Die Schule in Stolpe beherbergte hingegen nur noch 122 Schüler. Aufgrund dessen wurde 1913 die bisher dreiklassige Stolper Schule in eine rein zweiklassige mit dem 1. Lehrer Reese und dem 2. Lehrer Brunkhorst umgewandelt. Der 1. Weltkrieg 1914 bis 1918 brachte große Unruhe in die Stolper Schule. Der 1. Lehrer Reese wurde zum Kriegsdienst eingezogen. Die in Stolpe eingetroffenen ostpreußischen Flüchtlingskinder wurden durch Spenden unterstützt.
In der Zeit des Nationalsozialismus zeigte sich, dass die Stolper Lehrer Heinrich Pöhls und Karl Fuchs der neuen Ideologie sehr zugetan waren. Sie erzogen die Stolper Schüler in deren Sinne. Sie erwarteten auch nachmittags den „Heil Hitler“ – Gruß ihrer Schüler. Taten sie es nicht, mussten sie am nächsten Tag eine Stunde in der Schule stramm stehen.
In den Kriegsjahren 1939 bis 1945 erlebte die Schule in Stolpe weitere aufregende Jahre. Besonders gegen Ende des Krieges, als die vielen, vielen Flüchtlinge aus dem Osten auch nach Stolpe kamen, wurden in der Schule Flüchtlingsfamilien einquartiert. Als zurückziehende deutsche Soldaten sich in der Schule niederließen, fiel der Unterricht ganz aus. Ein Hauptmann erschoss sich in den Räumen der Schule, wohl aus Angst vor den anrückenden Engländern. Nach der Befreiung Stolpes durch die englischen Panzer, die von der Dorfbevölkerung und vor allem den Kindern mit viel Angst erlebt wurde, mussten sich die Stolper Lehrer einer mehrjährigen Entnazifizierung unterziehen.
Auch in den ersten Nachkriegsjahren krachte die Schule aus allen Nähten. Allein 6 Flüchtlingsfamilien mit 23 Personen waren in der Schule untergebracht. Es fehlte vor allem an Heizmaterial. 1947 wurden in Stolpe 182 Kinder beschult, 109 Einheimische und 73 Flüchtlingskinder. Es machten sich bald ernste Baumängel breit. 1953 musste ein Klassenraum wegen Baufälligkeit geschlossen werden. 1954 drohte die Schließung auch des zweiten Klassenraumes. Es gab nunmehr noch einen Klassenraum für 125 Kinder in der kleinen Schule. Der Schulbetrieb wich auf den Saal der Gaststätte „Zum Pfeifenkopf“ und in die Privatwohnungen der Lehrer aus.
So wurde endlich der Abbruch der alten, großen Dorfschule im Gemeinderat beschlossen. Jedoch wurde erst 1955/56 der Neubau der neuen Schule hinter der alten Schule hochgezogen, dann erst wurde 1956 das große Gebäude, das weiter vorn zur Dorfstraße stand, abgebrochen und entsorgt.