Kielerkamp
Der Kielerkamp hat nichts mit der Stadt Kiel zu tun, sondern nach Otto Kock bedeutet „kiel“ ein keilförmig zulaufendes Landstück, während „kamp“ ein eingefriedetes Stück Land ist. Der Kielerkamp liegt nördlich von Stolpe am Krummen Teich, einem trocken gefallenen ehemaligen Teich, in dem die Nettelau entspringt.
Der Kielerkamper Weg, ein Spurplattenweg, ist die Verlängerung der Bahnhofstraße im Nordwesten von Stolpe und führt zum Kielerkamp. Hier beginnt der Außenbereich von Stolpe.
Der Kielerkamper Weg ist ein Teil der uralten Straße von Kiel über Segeberg nach Hamburg, die über den östlichen Rand des Geestrückens verläuft.
Der Kielerkamper Weg ist ein Redder. Ein Redder ist ein Weg, der zu beiden Seiten von einem Knick flankiert wird.
Nach ein paar Metern auf dem Spurplattenweg liegt zur linken Hand der Hof Silgenwisch (früher auch Seligenwisch oder Lehmkuhl). Der Name „wisch“ deutet auf gutes, fruchtbares Grasland hin. Der Hof Silgenwisch war eine Vollhufe, die von 1800 bis 1869 in der Hand der Familie Sievers war. Dann kaufte Oltmann Willms aus Ostfriesland den Hof. Bis heute bewirtschaften seine Nachkommen, die Familie Petersen, den Hof. Oltmann Willms war über viele Jahre der Schiedsmann der Gemeinde Stolpe. Hinter Silgenwisch geht der Arskarr in Richtung Gut Löhndorf ab, der, weil er so selten von der Sonne getrocknet wird, sehr matschig ist.
Weiter geht es auf den Spurplatten, vorbei am neuen Kuhstall des Hofes Silgenwisch. Zu rechter Hand erscheint der Hof Klingenberg, früher ebenfalls eine Vollhufe. Der Name des Hofes stammt von „kling“ für keilförmiges Seitental oder Steilufer. Tatsächlich hat man vom Hof einen schönen Blick ins Tal und weiter zum Depenauer Hochmoor. Seit über 200 Jahren ist der Hof im Besitz der Familie Tietgen. Heute wird der Hof nur noch zu Wohnzwecken genutzt, die Ställe und Scheunen stehen leer.
Nur wenige Meter weiter liegt auf der linken Seite des Kielerkamper Weges der Hof Wittenberg. „Witt“ bedeutet wahrscheinlich weiß. Unterhalb des Hofes entspringt die Nettelau. Ein Weg führt steil hinunter in das Tal des Krummendiek, des Krummen Teiches, der kein Teich mehr ist, sondern landwirtschaftlich genutzt wird. Der Hof Wittenberg hieß früher Clausbeck, das wissen wir von der Karte des Bornhöveder Pastors F. E. C. Oertling um 1800.
Der Hof war ein Ferien- und Pferdehof. Viele Freizeitreiter aus der Umgebung stellten bei Hans-Adolf Petersen ihre Pferde unter. Und seine Frau Christa war für die Vermietung der Ferienwohnung zuständig. Kaninchen und Katzen waren für die kleinsten Urlauber zum Kuscheln da, während die älteren sich auch gern bei den Ponys aufhielten, die auf den weitläufigen Weiden am Hof ihren Auslauf hatten. Schräg gegenüber liegt die neu renovierte Kate des Hofes Wittenberg.
Und weiter läuft man auf dem sonnenbeschienenen Weg. Links führt ein Weg hinunter über die Brücke der Nettelau zum Wäldchen Schlatenhorst, das sich inmitten des Krummendiek erhebt. Hier herrschen Kühle und Schatten und eine große Ruhe, sieht man vom Gezwitscher der Vögel ab. Oben auf dem Kielerkamper Weg geht es weiter. Auf zwei Drittel des Weges zum Kielerkamp muss auf der linken Seite oberhalb des Krummendiek um 1800 der Grothof gelegen haben. Gegen Ende muss er den Gutsbesitzern von Nettelau und später der Familie Hammerschmidt gehört haben. Heute sind keine Spuren mehr davon zu sehen, und auch die Erinnerung der örtlichen Landwirte daran ist verloren gegangen.
Dann, einige Meter weiter: Auf einmal weicht der Spurplattenweg einer schmalen Teerstraße. Hier beginnt der eigentliche Kielerkamp mit seinen Höfen.
Und es ist sehr wahrscheinlich, dass diese Höfe aus den Katen der im Mittelalter untergegangenen Siedlung Crummendyke entstanden sind. Crummendyke wurde zusammen mit Stolpe erstmalig in einer Urkunde von 1316 erwähnt. Ein letztes Mal erscheint es im Zehntregister des Lübecker Bischofs Johannes Schele, das um 1433 geschrieben wurde. Zur rechten Seite steht ein modernes Einfamilienhaus. An gleicher Stelle lag hier der Hof Kielerkamp, um 1800 Dröschhof genannt. Er wurde in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgegeben und um 1990 vollständig abgerissen. Diesen Hof bewohnte die Familie Paetau seit 1845.
Ein kleines Stück weiter liegen sich an der Teerstraße zwei Höfe direkt gegenüber. Auf der linken Seite liegt der Tegelhof der Familie Bichel. Der Name „tegel“ weist auf den Bestand einer Ziegelei hin. Und tatsächlich haben die Landwirte auf einem Feld östlich unterhalb der beiden Höfe immer wieder Ziegel im Boden gefunden. So ist die Vermutung naheliegend, dass hier der Standort der Ziegelei war, die zum Hofe gehörte. Die Karte von 1800 weist ihn als Lüttding aus. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.
Auf der rechten Seite liegt der Hof Seeland der Familie Stührwoldt. Bis zu deren Tod war es in dritter Generation der Altenteilerhof von Johannes und Thea Stührwoldt, den Eltern des schreibenden Bio-Bauern Matthias Stührwoldt. Früher hatte auch dieser Hof einen anderen Namen. Auf der Karte von Pastor Oertling wird er mit Meierhof Haberhorst angegeben. Überhaupt muss man erwähnen, dass die heute gebräuchlichen Namen der Höfe von der Erbhöferolle der Nationalsozialisten aus 1934 stammen.
Nur noch wenige Schritte sind zu gehen, bis die beiden letzten Höfe des Kielerkamp erreicht sind. Zur rechten Seite liegt der Dreiseithof Pfortenberg, früher Ochsenweide genannt. Besonders auffällig ist die Fachwerkscheune zur linken Seite. Dieser Hof wurde seit 1963 von Otto Klebow, und später seinem Sohn Günter bewirtschaftet, in der Tradition der Familie Paetau vom Hof Kielerkamp. Über ca. 250 Jahre bewirtschaftete die Familie Löhndorf den Hof in Erbpacht. Dann kaufte die Witwe von Dr. Wilhelm Hammerschmidt, Gut Depenau, Karoline geb. Soenneken den Hof, nachdem sie mit ihren Kindern Gerhard und Gerda zeitweise nach Südafrika gegangen war, und bewirtschaftete ihn mit Hilfe der Familie Friedrichsen, für die sie 1948 die Kate am Alten Ölweg baute. Sie wurde „Gnädige Frau“ genannt und lief bei Wind und Wetter zu Fuß zum Einkaufen nach Wankendorf. Karoline Hammerschmidt starb im Jahre 1972 in Neuß.
Gegenüber liegt heute die Schlachterei Sieck. Früher war hier der Schefenhof, ebenfalls auf der Karte von Pastor Oertling zu finden. Der Name ist heute nicht mehr geläufig. Jedoch war hier ganz früher eine Pferdewechselstation mit Krug. Das vordere kleine Häuschen war zur Durchfahrt gedacht, mit je einem großen Tor vorn und hinten. Hier wurden die Pferde ausgespannt, mit Wasser und Hafer versorgt und zum Ausruhen auf die Weide entlassen. Im größeren Gebäude dahinter war der Krug für die Versorgung der Reisenden. Dies war die erste Pferdewechselstelle hinter Kiel am Weg über Segeberg nach Hamburg. Gaststätte blieb es weiterhin. Oma Kelling betrieb hier im und nach dem Krieg eine Ausflugsgaststätte mit Biergarten, sowie Kneipe und Laden für die Bewohner des Kielerkamp. Auch für die Erdölarbeiter, die unten am Alten Ölweg an der Bohrung „Warnau 2a“ arbeiteten, war die „Bierquelle Ingrid“ nicht weit.
Links hinter dem alten Schefenhof führt ein Weg hinunter zum nördlichen Ende des Krummendiek, der Alte Ölweg, denn hier unten wurde tatsächlich in den 50er Jahren Öl gefunden und fast 30 Jahre lang gefördert. Unten am Krummendiek teilte sich der Weg nach links zum Klosterholz und nach rechts zum alten Kirchensteig nach Nettelau, der heute jedoch unter den Pflug gekommen ist.
Vom Pfortenberg führt der nun Wasser gebundene Weg zwischen zwei Knicks durch Berg und Tal geradeaus weiter über Nettelau bis Nettelsee. Hinter dem Hof Pfortenberg geht ein weiterer Plattenweg nach rechts ab, vorbei an zwei Teichen, hinunter zur Parallelstraße der A 21, an die Bushaltestelle der VKP-Linie 410 Kiel – Segeberg. Zwischen 1911 und 1961 führten die Gleise der Kleinbahn Kiel – Segeberg direkt zwischen Hof Pfortenberg und der Straße auf dem Alten Bahndamm vorbei, immer parallel zum Kielerkamper Weg und seinen Höfen.