Bootsunglück 1948
nach einem Bericht von Mrs. R. Dale geb. Scheller
London
Am Sonntag, den 18. April 1948 wollte Max Scheller, zusammen mit seinem Schwiegersohn, dem englischen Staff Sergeant Edward (Teddy) Stebbings und dessen englischem Armeekameraden John eine Fahrt mit dem von eigener Hand vom Ruder- zum Segelboot umgebauten Boot auf dem Stolper See unternehmen.
Auch Rosemarie, Schellers 16jährige Tochter, wollte unbedingt mitfahren. Aber ihre Mutter war nicht einverstanden. Sie sollte ihr noch im Haushalt helfen. Rosemarie versprach ihr, alles nach der Rückkehr vom Segeln zu erledigen. Und so willigte auch ihre Mutter in das Segelabenteuer ein.
Als das Boot ca. 270 m vom diesseitigen Ufer entfernt war, brachte es eine Bö zum Kentern, die durch einen nicht mit Bäumen bestandenen Abschnitt am Ostufer herüber wehte.
Das Boot ging sofort unter, jedoch die Mastspitze blieb über Wasser. Hieran hielten sich Max Scheller und sein Schwiegersohn fest, die beide nicht gut schwimmen konnten und dazu noch schwere Kleidung trugen. Doch der Freund des Schwiegersohns, John Smith, tauchte zweimal kurz auf, wurde dann jedoch nicht mehr gesehen.
Rosemarie Scheller, die am besten schwimmen konnte, aber auch leichter bekleidet war, schwamm ans Ufer. Während des Schwimmens streifte sie ihre störende Jacke ab. Am Ufer angekommen, überquerte sie fünf Koppeln und kam beim Haus des Fischers an, der zuerst nicht helfen wollte, weil Engländer dabei waren. Als sie ihn jedoch anflehte, ihren Vater zu retten, lief die Rettungsaktion an, die Rosemaries Vater und ihrem Schwager das Leben rettete.
Der Freund des Schwagers, John Smith, wurde erst vier Wochen später am Perdoeler Ufer von Letten, die im Herrenhaus Perdoel untergebracht waren, tot aufgefunden. Er hatte am Kopf eine Platzwunde, die er sich wahrscheinlich beim Unfall am Kiel des Bootes zugezogen hatte. John Smith hinterließ eine junge Frau und ein zehn Monate altes Baby. Seine Witwe, eine studierte Fotografin, ging kurze Zeit später mit dem Kind nach England zurück.