Kuno Friedrich von Dürckheim-Montmartin berichtet von seiner Kindheit auf Gut Bundhorst (1940 – 1951)

Kuno Friedrich von Dürckheim – Montmartin

Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin wurde als ältester Sohn von Wolf Friedrich Graf von Dürckheim – Montmartin und seiner Mutter Gerda geb. Hammerschmidt 1940 auf Gut Bundhorst geboren.

Im Alter von 11 Jahren wanderte er mit seiner Familie nach Südafrika aus.

Er studierte Flugzeugbau und Betriebswirtschaft und wurde selbstständiger Unternehmer. Sein Beruf brachte ihn um die halbe Welt, so auch nach Australien, wo ihn seine Mutter regelmäßig besuchte. Heute lebt er in Luzern in der Schweiz.

Kuno F. Graf von Dürckheim-Montmartin mit seiner Mutter Gerda in Johannesburg / Südafrika

  1. Kriegszeit auf Gut Bundhorst

von Kuno F, Graf von Dürckheim – Montmartin

Kinder auf dem Gut

Mein Vater, Wolf Friedrich Graf Eckbrecht von Dürckheim-Montmartin, übernahm in dem Zeitraum 1928 – 1930 (das Grundbuch könnte mehr Auskunft über das exakte Datum geben) Gut Bundhorst von meinem Großvater Kuno. Er war es, der die 100 plus ha des westlichen Teils an Herrn von Quast verkaufte und dann den Rest  im Jahre 1951 an Dr. Wandhoff.

Mein Vater heiratete am 7 Juli 1933 meine Mutter, die aus Depenau stammende Gerda Hammerschmidt. Während des Krieges nahm meine Mutter ab ca. 1942 immer einige „Großstadtkinder“ auf, die in Bundhorst „durchgefüttert“ wurden. Manchmal waren es deren

3 oder 4.

Bereits vor dem Kriegsende waren das Herrenhaus sowie das „Graue Haus“ brechend voll mit Flüchtlingen. Mein Vater hatte mit Trecker und Anhänger meine Großeltern Dürckheim und zwei Tanten väterlicherseits mit Familien vor dem russischen Vormarsch im Osten weggeschnappt. Dazu kamen dann auch Menschen, die auf der Flucht einfach vorbei kamen und um Unterkunft baten.

1951 wohnten 135 Menschen auf Bundhorst obwohl ich diese Zahl als zu hoch einschätze. Denn, als wir Bundhorst 1951 verließen, blieben nur noch die Landarbeiter mit deren Familien zurück. Meine Großeltern und Tanten hatten sich bereits alle im Raum Köln und Kamen – Heeren niedergelassen.

2. Besuch des Gymnasiums in Plön

von Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin

Bundhorst hatte damals eine relativ große Herde von Milchkühen, und wir hatten daher auch eine Molkerei. Die war in dem Gebäude in dem sich jetzt die Ferienwohnungen befinden. Mein Vater hatte sich ca. 1948 ein „Gutbrod“ Dreirad angeschafft, mit dem die Milch, glaube ich zu erinnern, nach Ascheberg gebracht wurde. Entweder wurde ich dann weiter nach Plön gebracht oder aber ich fuhr mit der Bahn von Ascheberg aus.

Ich war der Einzige aus Bundhorst, der in Plön zur Schule ging, aber ich glaube, dass Thure von Harpe aus Depenau auch auf das Gymnasium ging, aber nicht zur gleichen Zeit, denn die waren seit ca. 1950 in Südafrika.

3. Meine Schulzeit auf Gut Bundhorst

von Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin

Ich hatte keinen Hauslehrer, nein, ich wurde in Depenau in dem „Schloss“ eingeschult. Da waren zur Zeit des Kriegsendes 5 oder 6 Schuljahre in einem Raum, die Anfänger ganz vorn und mit Versetzung ging es dann immer eine Reihe nach hinten. Alles wurde von einer einzigen Lehrerin betrieben. Ich weiß nicht mehr wie sie hieß, aber sie spielte ganz toll Akkordeon. Danach zogen wir in die Schule um, in der  Jan-Willhelm Hammerschmidt nun wohnt.

Alte Schuöe Depenau

Der Schulweg von Bundhorst nach Depenau war für mich nicht angenehm. Erstens, weil die Schulzeiten aus Platzgründen in zwei geteilt waren. Meine Schwester, die zwei Jahre älter ist, ging morgens und ich nachmittags zur Schule. Das bedeutete, dass ich in der totalen Dunkelheit als fünf/sechs-jähriger Knirps die 2 1/2 km nach Hause gehen musste. Oft wurde ich von irgendwelchen komischen Typen verfolgt. Zweitens machten sich die Flieger der Besatzungstruppen einen Spaß daraus, Kinder wie mich im extremen Tiefflug von der Chaussee zu „fegen“. Manchmal auch mit der Bordkanone. Da half nur: In den nächsten Knick tauchen.

Schule Wilhelminenhof

Danach ging ich eine Weile in Wilhelminenhof in die Schule (ich weiß nicht, weshalb der Wechsel) und als letzte Schule vor der Auswanderung war ich in Plön auf dem Schloss. Das Kriegsende war eine bewegte Zeit, auch für Kinder.

Ja, das waren Zeiten.

4. Kirchgang auf Gut Bundhorst

von Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin

Stadtkirche Preetz

Meine Mutter war, im Gegensatz zu meinem Vater, sehr eng mit der evangelischen Kirche verbunden. Eine besondere Beziehung hatten meine Eltern zu dem damaligen Propst in Preetz, der während des Krieges regelmäßig auf Gut Bundhorst Hausgottesdienste hielt. Das war dann sozusagen verpflichtend für das ganze Personal, und uns  Kinder sowieso. Nach dem Krieg sind wir dann auch regelmäßig, teilweise noch mit Pferdewagen,  nach Preetz in die Kirche gefahren. Auf dem Rückweg gab es dann immer frische warme Brötchen vom Bäcker um die Ecke zum Knabbern.

5. Die L 67 in der Nachkriegszeit

von Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin

Die heutige L 67 führt mitten durchs Gut

Mit der L 67 nehme ich an, dass Sie die Straße meinen, die an Bundhorst vorbei geht. Die war zeitweise schon immer gefährlich gewesen. Ich erinnere mich an die unmittelbare Nachkriegszeit als die englischen Besatzungstruppen Teile der Gebäude in Depenau und Bundhorst beschlagnahmt hatten. Da gab es einen regen Lastwagenverkehr zwischen Plön, wo im Schloss das Hauptquartier war, und Bundhorst/Depenau. Die Chaussee nach Depenau war damals noch nicht asphaltiert und war deswegen voller Schlaglöcher und nur noch für Lastwagen passierbar. Und ich musste diese Chaussee entlang nach Depenau in die Schule gehen. Abenteuerlich! 

6. Gartenbau auf Gut Bundhorst 

von Kuno F. Graf von Dürckheim – Montmartin

Die Staudengärtnerei Herms hat es gegeben, und wenn ich mich richtig erinnere, war sie da, wo die alte Schmiede war, auf dem Weg nach Ascheberg auf der linken Straßenseite. Aber, es ist eine ganz dunkle Erinnerung, nicht etwas, was ich bestimmt behaupten kann. Aber, auf Bundhorst gab es nach ´45 noch einen Züchter; meinen Großvater Kuno. Der war passionierter Kartoffelzüchter. Mein Vater musste ihm einen Teil des damals üppigen Gemüsegartens „abtreten“. Meine Großeltern Dürckheim wohnten nach der Flucht für einige Zeit auf Gut Bundhorst bis sie nach Kamen – Heeren umzogen. Mein Großvater Kuno soll angeblich unter Anderen die heute sehr bekannte Kartoffelsorte „Sieglinde“ gezüchtet haben, ich kann es aber nicht beschwören. Damals war die Sieglinde als „Futterkartoffel“ gedacht. Wie sich die Zeiten ändern. Heute bekommt man auch in der gehobenen Gastronomie Gerichte mit Runkelrüben. Trotz des Hungers nach dem Krieg hat meines Wissens nach keiner Runkelrüben mit Genuss gegessen. Die Zeiten ändern sich eben.

Staudengärtnerei Herms

7. „Niffeliges“ Bundhorst

von Kuno F. Graf von Dürckheim-Montnnartin

Vor zehn oder mehr Jahren stellte meine Frau die Frage ca. um das Jahr 2000, , ob wir Bundhorst doch vielleicht wieder erwerben sollten. Meine Antwort war eindeutig “Nein”, denn in der ersten Stelle bin ich weder Landwirt noch Jäger und nach so vielen Jahren im wärmeren Ausland, ein ganz anderes Klima gewöhnt. Ich könnte den Regen, die Nässe und die Kälte nicht ertragen. Auch mein Großvater Kuno muss die gleiche Meinung vertreten haben, denn er titulierte Bundhorst  mit “Niffelheim” (Niffel = Nebel) Und, wie Sie ja sicher wissen, hielt er sich selten in Bundhorst auf. Berlin und das nahe gelegene Hohenprießnitz entsprach ihm viel mehr.

Die Fotos wurden aus den Beständen der Chronik hinzugefügt-