Milchmann Willi Schlüter
Wilhelm Schlüter war von Beruf Stellmacher. Eines Tages fragte ihn der Stolper Meierist Karl Hering, ob er nicht Lust habe, Milch zu fahren. Das Pferd könne er in der Stolper Meierei unterstellen. In der Werkstatt von Friedrich Lantau baute er sich selbst einen Einspänner. Und so eröffnete Willi Schlüter 1936 ein Geschäft mit Molkereiprodukten auf dem Röterberg, heute Nr. 19, in Wankendorf. Er bezog die Milch und die anderen Molkereiprodukte bis 1938 aus der Stolper Meierei, und nach deren Ende aus der Meierei in Wankendorf.
Seine Frau Martha verkaufte die Milchprodukte im Laden. Ihr Mann fuhr dagegen mit dem Einspänner nach Stolpe und verkaufte dort seine Milchprodukte über 20 Jahre vom Wagen aus.
Seine Tour begann am Kirchtor, den ersten Häusern von Stolpe hinter der Kirche. Das Pferd kannte seinen Weg ganz genau.
Auf dem Wagen des Einspänners standen hinten 2 große viereckige Milchkannen mit Abfüllhahn. Aus der einen gab es Vollmilch, aus der anderen Magermilch. Zudem stand noch eine kleinere Kanne mit Buttermilch auf dem Wagen. Außerdem gab es noch weitere 20l-Kannen auf der Ladefläche, die ebenfalls mit Milch gefüllt waren. Aus ihnen konnte Willi Schlüter unterwegs Milch in die großen Kannen nachfüllen. Die Milch wurde mit einem Litermaß aus Metall abgemessen und in die mitgebrachten Milchkannen der Kundinnen gefüllt. Die Vollmilch kostete 20 Pfennige pro Liter, die Magermilch war nicht so teuer.
Unter dem Kutschersitz befanden sich seitlich zwei Schubkästen. In dem einen bewahrte er die Butter auf, fertig abgepackt in Butterpapier. Im anderen Schubfach lagen der Tilsiterkäse, der ebenfalls schon abgewogen und abgepackt war, ebenso wie der Quark.
Wenn Willi Schlüter seine Runde gemacht und jemand Geburtstag hatte, wurde er zu einem Lütt un Lütt in Tödts Bahnhofsgaststätte in Stolpe eingeladen. Auch der Käsevertreter, der seine Runde kannte, machte mit ihm den Verkaufsabschluss im Gasthof „Zum Pfeifenkopf“. Volker Griese schreibt: “Der Wagen blieb dabei angeschirrt an der Straße stehen. Wenn es länger dauerte, zuckelte das Pferd samt Wagen los nach Wankendorf und bog in den Hof ein. Die Frau wartete ja schon, dass die Hilfe die Kannen auswaschen konnte. Und das Dorf wusste dann nur zu bald, „dat Willem allwedder im Pipenkopp versackt wär“.“
Bis in die 1950er Jahre gehörte das Pferdegespann zum dörflichen Straßenbild. Später, ab 1955 machte Willi Schlüter seine Runde mit dem Auto, einem DKW-Kastenwagen. Den ersten Motorwagen holten sein Sohn Kurt und Heinrich Griese direkt beim Werk in Ingolstadt ab.
Kurt Schlüter war ab 1955 1 ½ Jahre Geselle bei Adolf Riecken in der Tischlerei gewesen. 1957 gründete er mit seiner Frau in Bornhöved ein Milchgeschäft, das später zum Supermarkt ausgebaut wurde, und führte es bis 1990.
Willi Schlüters Nachfolge als Milchmann in Stolpe übernahm sein Pächter, der Meierist Hans Meier. Er fuhr die Stolper Tour noch einige Jahre weiter, bis Herbert Bajorat 1962 die Stolper Bäckerei kaufte. Damit übernahm er auch die Aufgabe des Milchmannes in Stolpe.