Der lange Weg zur zentralen Abwasserentsorgung
Nach dem 2. Weltkrieg explodierte die Bevölkerung in Stolpe geradezu durch die vielen Flüchtlinge. Die Häuser hatten damals je eine Hauskläranlage, eine Klärgrube, in die jedwedes Abwasser eingeleitet wurde. Die meisten Stolper gingen noch zudem aufs Örtchen mit dem Herz, das zumeist in einem Stallgebäude untergebracht war. Die Tonne mit den menschlichen Exkrementen wurde für die Düngung der eigenen Äcker genutzt, natürlich nach einer gewissen Kompostierzeit. Die meisten Familien hatten Gartenland am Haus und ein Stück Land auf dem Kamp, wo vor allem Kartoffeln und etwas Getreide für das Kleinvieh angebaut wurde.
Nebenher gab es etliche Gräben, die oberflächlich in den Stolper See entwässerten. So lief neben der Dorfstraße ein Graben, in dem das Abwasser der Schlachterei Kohlmorgen ablief, in Richtung See. Wenn geschlachtet wurde, lief eine blutige Brühe an der Dorfstraße entlang, und es stank furchtbar.
Immer wieder gibt es Erzählungen, dass damals im Stolper See des Öfteren Stückchen menschlichen Kots herumschwammen. Gleichzeitig angelten und badeten die Menschen im Stolper See. Der See wurde von Fischer Erich Boller berufsmäßig bewirtschaftet. Und von hier kamen Ende 1956 auch die ersten Klagen an den Kreis Plön, vom Gut Depenau als Besitzer des Stolper Sees und von Fischereipächter Boller, da die Gemeinde Stolpe eine neue Kanalisation plante, die direkt in den See auslaufen sollte.
Am 18. August 1959 stand in den Kieler Nachrichten: „Seit längerer Zeit laufen Beschwerden, dass durch die Einleitung der Abwässer durch den so genannten Meiereigraben in den Stolper See Schäden unter dem Fischbestand entstehen. Jährlich werden vom Fischereipächter 10 000 bis 15 000 junge Aale eingesetzt, so dass der Aalbestand auf rund 150 000 Stück geschätzt wird. Eine eingehende Untersuchung des Wassers ergab kein erfreuliches Ergebnis. An der Küste des Sees ist zwar ein starker Pflanzengürtel vorhanden, der das Wasser zum Teil filtriert, aber er reicht für den Schutz der Fische nicht aus. Bisher ist für den Pächter ein Schaden von 1100 DM entstanden.“ Diese Summe wurde dem Pächter erstattet. Gerhard Hammerschmidt hob hervor, dass Besitz verpflichte, und zwar, den Stolper See in seiner Schönheit für alle zu erhalten.
Der Streit ums Abwasser spaltete weiterhin 1961 die Stolper Bürger. Die einen, allen voran Herbert Zielesch, waren der Meinung, dass eine biologische Abwasserklärung zu teuer sei. „Bisher ist es auch gegangen. Keiner wurde vergiftet.“ Es ging um 35 DM Anschlussbeitrag pro laufenden Meter Front des Hauses.
Die anderen, allen voran Bürgermeister Claus Wiggers von der CDU, sahen die Chance, Stolpe für die Zukunft zu rüsten. Da Wankendorf eine biologische Kläranlage plante, hätte sich Stolpe den Plänen anschließen können. „So billig bekommen wir es nie wieder.“, sagte er. Zudem liebäugte die Gemeinde mit Plänen für den Ausbau des Fremdenverkehrs. Aber dafür war der Zustand des Stolper Sees nicht geeignet. So beschloss die Stolper Gemeindevertretung den Anschluss an die neu entstehende Wankendorfer Kläranlage. Aber es sollte noch 15 Jahre dauern, bis das Stolper Abwasser in die Wankendorfer Kläranlage, die nun unter der Trägerschaft des Amtes Wankendorf stand, fließen konnte. Von hier aus nahm die Schierenseer Au die gereinigten Abwässer wieder auf, die nun von Süden in den Stolper See mündeten und noch heute münden.
1976 wurde in Stolpe der Ausbau des ersten Abschnitts der Schmutzwasserkanalisation in der Dorfstraße in Angriff genommen.
Ein Volumen von 450 000 DM stand für den Bau des Schmutzwasserhauptsammlers in der Dorfstraße, der Druckrohrleitung für den Anschluss an das Zentralklärwerk in Wankendorf, sowie für den Bau des Schachts für das notwendige Pumpwerk im Süden Stolpes zur Verfügung.
1979 wurde das Klärwerk in Wankendorf, das zuvor über eine mechanische und eine biologische Reinigungsstufe verfügte, um eine dritte, chemische Reinigungsstufe erweitert, um die Phosphate aus dem Abwasser zu entfernen. Von bisher 160 Zentnern Phosphaten, die in den Stolper See gelangten und den See überdüngten, sollten nur noch 8 Zentner übrigbleiben.
In den folgenden Jahren wurden weitere Häuser im Ortskern an die zentrale Abwasserversorgung angeschlossen.
Abwasserentsorgung auf dem Bahnhof
Die Abwasserentsorgung sollte durch Klärgruben erfolgen, die einmal im Jahr abgepumpt wurden. Jedoch lag hier eine 7 m tiefe Lehnschicht, durch die das Wasser nicht versickern konnte. Also wurde das Wasser zuerst in die tiefen Lehmgruben entsorgt, die vom Abbau des Ziegeleitons übrig geblieben waren.
Der Beginn der öffentlichen Abwasserversorgung geschah durch einen Mischwasserkanal. In ihm floss das Regenwasser in Richtung Stolper See. Der Mischwasserkanal nahm aber auch den Überlauf der Klärgruben auf, sodass das verunreinigte Regenwasser den Stolper See verschmutzte.
Ca. 2005 wurden die letzten Teilnehmer des Ortsteils Mühlenberg mit einer Druckleitung angeschlossen.
Der Zustand des Stolper Sees hat sich in den Jahren immer weiter verbessert – dank der zentralen Klärung der Abwässer von Stolpe und Wankendorf.