Erinnerung an eine schöne Buche
Im Januar wurde die wunderschön gewachsene Buche am Wiesenweg gefällt. Sie stand dort schon, als der Wiesenweg noch ein Trampelpfad durch die Felder war. Keines der umliegenden Häuser stand schon, als sie ein junger Baum war. Die letzten Jahrzehnte musste sie auf einer kleinen Insel inmitten des mit Teer versiegelten Straßenraumes stehen, was letztendlich zu ihrer Schwächung beigetragen hat.
Eine Begutachtung der Unteren Naturschutzbehörde hatte ergeben, dass der Baum von einem Pilz befallen war, dem Riesenporling.
Der Riesenporling (Meripilus giganteus) erscheint von Juli bis November an der Stammbasis, an Stümpfen und Wurzeln von Buchen, Eichen, Rosskastanien und Linden. Er lebt an Totholz von geschwächten Bäumen und ist ein Schwächeparasit.
Der Fruchtkörper ist im Jungstadium sogar essbar, im Alter wird er jedoch zäh und bitter. Der Fruchtkörper wird 20 bis 50 cm, manchmal jedoch bis zu 100 cm breit und bis zu 70 kg schwer.
Er verursacht eine Weiß- und Moderfäule und kommt gar nicht so selten vor. 27 % der Buchen sind von dem Pilz befallen.
Geradezu reflexartig wird bei seinem Auftreten an Bäumen im Straßenraum von Verkehrsgefährdung gesprochen, und der Baum fällt innerhalb kürzester Zeit der Kettensäge zum Opfer.
Tatsache ist, dass man oft lange den Befall nicht bemerkt, oft sogar sieht die Krone mit der Belaubung noch intakt aus. Aber es kann passieren, dass durch die Fäule an der Wurzel die Standfestigkeit des Baumes leidet, und er plötzlich umfällt.
Die Infektion der Bäume erfolgt über den Boden, einerseits durch Eintritt von Sporen oder durch das gegenseitige Durchdringen des Myzels. Der Pilz kann sich jedoch nur bei ausreichender Feuchtigkeit entwickeln.
Die Ausprägung des Befalls mit Riesenporling ist bei Buchen sehr unterschiedlich. Die Bandbreite des Befalls reicht vom Umfallen des Baums bei voller Laubentfaltung bis zum Absterben des Baumes bei weiterer Standfestigkeit.
Manche Bäume schaffen es, trotz Befalls mit dem Riesenporling durch Bildung von Extrawurzeln die Versorgung der Krone mit Nährstoffen zu erhalten. Dabei wird der Stammfuß und Wurzelteller extrem verbreitert, was die Standfestigkeit des Baumes erhält.
Reagieren die Bäume erst in einem späteren Stadium auf den Befall, gelingt es ihnen nicht mehr, Extrawurzeln auszubilden. Diese Exemplare fallen ohne Vorwarnung irgendwann um.
Es ist also ratsam, das Aussehen der erkrankten Bäume genau zu untersuchen. Ist der Stamm der Buche unten breit und dick und die Rinde intakt, ist ihre Standfestigkeit weiterhin gegeben. Es dauert meist noch bis zu 10 Jahre, bis die Krone abzusterben beginnt.
Kommt der Stamm dagegen gerade aus dem Boden, ist Vorsicht geboten und der Baum sollte entfernt werden.
Bei der Buche im Wiesenweg sieht man besonders im obersten Bild, dass der Stammfuß verbreitert war. Man kann zumindest anzweifeln, ob der Baum nicht verfrüht gefällt wurde.