Der neue Urzeithof – ein Gang durchs Labyrinth der Erdgeschichte – 2019

Als ich 4 Tage vor dem Start des Urzeithofs abends zum Interview im Café aufschlage, herrscht eine entspannte Stimmung. Man sieht, dass noch einiges zu tun ist, aber Dr. Frank Rudolph setzt sich ruhig an den Tisch, an dem unter Glas Exponate zu sehen sind. Als ich ihn auf die alten Tische im Kräuterpark anspreche, sagt er, da sei bei jedem verschütteten Kaffee alles hineingelaufen. Das ist natürlich „no go“! Hier ist alles durchdacht. Derweil steht seine Lebensgefährtin Katrin Mohr am Tresen und sortiert noch Kaffeehaus-Zubehör. Ebenfalls tiefenentspannt. Respekt!

Die Kinder des Paares sitzen am Tisch und beratschlagen. Auch sie haben ihre –begrenzten – Aufgaben. Nebenbei steht eine Kreidetafel, die von ihnen gerade hübsch beschriftet worden ist. Als ich Katrin Mohr begrüße, fällt mein Blick auf das neue Schild „Urzeithof – Café“. Die Gäste können kommen! Ab nächsten Samstag um 11 Uhr hat hier Marie Stührwoldt, gelernte Hotelfachfrau, das Kommando. Und sie hat schon viele Stunden in die Fertigstellung des Cafés gesteckt. Und wem der Name „Stührwoldt“ ins Auge fällt… Ja, sie ist die älteste Tochter des Stolper Autors, Bio-Bauern und stellvertretenden Bürgermeisters Matthias Stührwoldt.

Der Urzeithof
Der Urzeithof

Dr. Frank Rudolph, geboren 1963, der in Kiel über die „Biologie der Trilobiten“ promoviert hat, erzählt mir, dass er im Alter von ca. 10 Jahren seine ersten Fossilien in der Kiesgrube an der Ochsenkoppel, u.a. einen versteinerten Seeigel, entdeckt hat. Er, der in Wankendorf neben dem Hof Duggen aufgewachsen ist, nahm die Exponate mit nach Hause und fing das Sammeln an. Apropos, sagt er, mit einem Seeigel oder Donnerkeil fängt es immer an. Die Exponate landen im Kinderzimmer, dann auf der Fensterbank im Wohnzimmer. Und später wandert alles in den Keller. Und dann beginnt das Kellerleben mit den Exponaten. Ab und zu taucht einer aus der Familie auf und schaut, ob man noch da ist. Es ist eine Passion! Die Urlaubsziele wandeln sich: Strände oder Steinbrüche zum Sammeln. Irgendwann steigt die Familie aus.

Ammoniten

Schon als Biologiestudent war er mit Geologen am Strand unterwegs, da sein Fachwissen gefragt war. Auf meinen Hinweis hin, die Biologie wäre doch eine Wissenschaft von der lebendigen Natur, meint er lakonisch, Fossilien wären auch mal lebendig gewesen. Das stimmt. Inzwischen verfügt er über die größte Fossiliensammlung in Schleswig-Holstein, arbeitet mit Unis und anderen Sammlern zusammen. Das ist eine eingeschworene Community. Einige davon sind mir vorhin im Flur begegnet. Es ist für sie eine Ehrensache, bei der Eröffnung des Urzeithofs zu helfen.

Kinder beim Bearbeiten von Fossilien
Fossilien-Werkstatt: Kinder beim Bearbeiten von Fossilien

Seit den 80er Jahren hat Dr. Rudolph über 20 Bücher geschrieben, Fachbücher fürs wissenschaftliche Publikum oder auch für Kinder. Sein Klassiker „Strandsteine“ ist über 80.000-mal verkauft worden. Alle seine Bücher bringen es auf über 200.000 verkaufte Exemplare. Nebenbei führt er einen Buchhandel mit Antiquariat und Online-Versand. Die Bücher gibt es in allen Sprachen und werden in der ganzen Welt verkauft. Man kann jedes Buch über den Buchverlag beziehen. Sein „Verlag- und Versandhandel“ hat nicht mal einen prägnanten Namen. Man findet ihn auf der Website www.fossilbuch.de.

 

 

Strandsteine
Der Klassiker

So ganz anders ist der Werdegang seiner Lebensgefährtin Katrin Mohr. Irgendwie muss 1976 eine „Fossilienfee“ an ihrer Wiege in Fehrenbötel gestanden haben. Im zarten Alter von 4 Jahren fand das kleine dunkel gelockte Mädchen einen Seeigel auf einer Koppel. Da sie immer mit ihrer kleinen Schubkarre unterwegs war, konnte sie ihre Fundstücke gut nachhause bringen. Dieses Herumstreifen in der Natur hatte sie von ihrem Vater, einem passionierten Jäger. Und die Mutter schenkte ihr ein Bilderbuch über Dinosaurier, aus dem sie ihr immer wieder vorlesen musste. Ihr Sehnsuchtsort als Schülerin war das ehemalige Muschel-Museum im Hansapark in Sierksdorf. Hier setzte sie ihr ganzes Taschengeld um. In der 4. Klasse erklärte sie in einem Klassenaufsatz, dass sie später, wenn sie groß sei, ein eigenes Museum in Bad Segeberg aufmachen wolle. Diesen Wunsch erfüllte sie sich später als erwachsene Frau auf dem ehemaligen Heuboden einer Scheune in ihrer Heimatgemeinde Fehrenbötel. Beruflich ging sie dagegen ganz andere Wege. Sie wurde Industrie-Elektronikerin und Mutter zweier Mädchen. Und dann führte sie das Schicksal mit Dr. Frank Rudolph zusammen.

Der alte Pfeifenkopf-Hof
Der alte Pfeifenkopf-Hof

2018 erwarb sie die Gebäude des ehemaligen Kräuterparks in Stolpe. Hier arbeitet auch noch ein Teilbetrieb der Fa. re-natur. Den Rest des weitläufigen Geländes erwarb die Landgesellschaft für die Gemeinde Stolpe, die dort ein neues Baugebiet entwickeln will.

So startet der neue Urzeithof am Samstag den 22. Juni 2019 um 11 Uhr mit Museum, Shop und Café und schließt so eine Lücke in der Museumslandschaft Schleswig-Holsteins.

Für die Gemeinde Stolpe erfüllt sich der Wunsch, dass wieder Leben in die Gebäude des alten Pfeifenkopf-Hofs einzieht.

Kreispräsident Stefan Leyk eröffnet den Museumshof offiziell. Die Freiwillige Feuerwehr Stolpe versorgt die Besucher mit Grillwurst. Und die Tauschbücherei Stolpe baut einen Stand mit Buchexemplaren ihres überreichen Bestands auf und gibt überzählige Exemplare gegen eine kleine Spende für den Kleine-Anna-Kreis Wankendorf ab.

Wir wünschen dem Urzeithof einen gelungenen Start in Stolpe!

Öffnungszeiten

Mi – So 14 bis 18 Uhr

Tel. Museum: 04326 / 611 99 76

Tel. Café: 04326 / 611 99 77

www.urzeithof.de

Fotos: Urzeithof

 

 

 

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