Harm Paulsen – der bekannte Experimentalarchäologe zu Gast im Urzeithof Stolpe – 2025

Als ich am Sonntag, den 21. September 2025 nachmittags mit meinem Mann ins Urzeithof Café & Bistro gehe, um einen Latte Macchiato zu trinken und ein schönes Stück Torte zu essen, raunt mir Katrin Mohr, die Eigentümerin des Urzeithofs zu, Harm Paulsen sitze draußen und zeige eine steinzeitliche Vorführung. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen, denn ich hatte insgeheim gehofft, den berühmten Experimentalarchäologen anzutreffen.

Harm Paulsen, Jahrgang 1944, sehe ich kurz vor dem Eingang zum Museum des Urzeithofs. Ich setze mich zu den interessierten Zuschauern auf einen Klappstuhl und fühle mich wie in einer Zeitreise in die Vergangenheit.
Harm Paulsen sitzt dort inmitten seiner Werkzeuge und den Abschlägen von seiner Speerspitze aus Feuerstein, die er gerade anfertigt. Auf dem Schoß liegt ein lederner Schutz. In der linken Hand trägt er die Speerspitze aus Feuerstein, in der rechten das Abschlaggerät aus Hirschgeweih. Mein Nachbar zur linken Seite reicht mir eines, damit ich das Gewicht spüren kann. Es ist nur kurz, aber schwer. Man kann sich vorstellen, was für ein Gewicht so ein kapitaler Zwölfender mit sich auf dem Kopf herumträgt!

Immer wieder überprüft Harm Paulsen, der sich korrekt in seiner Rolle als Flinttechniker vorstellt, die Form der Speerspitze. Auf meine Frage hin, welche Zeit hier dargestellt wird, antwortet er mit „Jungsteinzeit“, also der spätesten Epoche der Steinzeit. In Norddeutschland datierte diese Periode von ca. 5800 bis 4000 v. Chr. Sie bedeutete den Übergang von den Jägern und Sammlern zur sesshaften Lebensweise und dem Beginn der Landwirtschaft in unseren Breiten.

Ziel der Abschläge ist es, die Speerspitze dünn und scharf an den Kanten zu gestalten. Ein Speer war eine tödliche Waffe, einmal für das Jagdwild, als auch zur Verteidigung gegen menschliche Angreifer.
Auf die Frage eines weiteren Zuschauers, wie lange die Herstellung einer Speerspitze aus Feuerstein dauere, meint Harm Paulsen, ca, eine Stunde würde es dauern. Ich staune nicht schlecht.
Überhaupt, welchem Fachmann der Experimentalarchäologie man hier in Stolpe gegenübersitzt, erkennt man, wenn man seinen Wikipedia-Eintrag ansieht.
Harm Paulsen, der europaweit auch als Archäotechniker bekannt ist, erhielt folgende Ehrungen
- 2008 – Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein als Gründer und Vorsitzender des Wikingervereins Opinn-Skjold e. V.
- 2010 – Silberne Halbkugel des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz als „Vorreiter der Experimentalarchäologie in Deutschland“
- 2011 – Deutscher Archäologiepreis
Ich fühle mich geehrt. Danke, Harm Paulsen.