Die Glashütten des Gutes Depenau
Zum Gut Depenau gehörten mehrere Glashütten.
Von 17.3.1642 bis 1659 ist die Familie des Glashüttenmeisters Jürgen II Kunckel auf Gut Depenau tätig. Seine Stationen vorher waren Gut Rixdorf, Gut Wittenberg und Gut Ascheberg. Jürgen Kunckels Großvater war Franz Kunckel, Glashüttenmeister aus Wengelbach bei Nieste in Nordhessen. Er kam 1574 aufgrund des Rufes von Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf (1526-1586) nach Holstein und betrieb hier seine erste Glashütte bereits im Jahr 1575. Er brachte gleich sechs seiner Hüttenknechte mit in die neue Heimat. Sein Familienwappen befand sich im Gestühl der Eckernförder Kirche und ist jetzt im Museum zu sehen.
Sein Sohn Jürgen I wird um 1600 als holsteinischer Glashüttenmeister beschrieben, ebenso als Glashüttenmeister auf Gut Depenau.
Dessen Sohn Jürgen II Kunckel belieferte den Gottorfer Hof des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottorf Friedrich III., speziell dessen Laboratorium, als auch die Zuckerbäckerei seiner Ehefrau Maria Elisabeth von Sachsen.
Jürgen II Kunckel heiratete in erster Ehe Anna Seelke aus Neumünster. Sie hatten 7 bekannte gemeinsame Kinder.
Anna Kunckel verstarb am 15.9.1629. Ihr Grabstein ist in der Vorhalle der Kirche zu Lebrade zu sehen. 1630 heiratete Jürgen II Kunckel ein zweites Mal: Judith Wortmann aus Lübeck. Mit ihr hatte er drei weitere Kinder: Bernhard, Dorothea und Johann. Sie selbst starb 1635. Der jüngste Sohn Johann wurde berühmt. Er trat in die Fußstapfen des Vaters und wurde 1693 vom schwedischen König in den Adelsstand erhoben: Johann Kunckel von Löwenstern. Er verfasste grundlegende Schriften zur Glasmacherkunst und kann als einer der Vorbereiter der Chemie angesehen werden. Zudem gilt er als der Erfinder des Goldrubinglases. 1703 verstarb er auf einer seiner vielen Reisen.
Ab 1643 leitete Jürgen IIs betagte Schwiegermutter Engel Wortmann die Lieferungen an den Gottorfer Hof, seit 1653 und 1654 unterstützt durch den Glashändler und Glasführer Peter Wiandt. Als Engel Wortmann 1654 starb, übernahm dieser die Glaslieferungen der Depenauer Glashütte bis 1658. Mit dem Tod Herzog Friedrichs III. 1659 hörten die Glaslieferungen der Holsteiner Glashütten an den Gottorfer Hof auf.
Die zweite Depenauer Glashütte wurde 1670 erwähnt. Sie wurde von dem Gläsermeister Georg Gundelach geleitet. Auch die Glasmacherfamilie Gundelach stammte aus Nordhessen, genauer gesagt aus Großalmerode. Den Namen Gundelach findet man auf fast jeder Glashütte im norddeutschen Raum. Auch auf der Perdoeler Glashütte war ein Franz Gundelach Glashüttenmeister. Sein Siegel wurde auf dem Vier in Ruhwinkel, wo die Glashütte stand, gefunden und befindet sich heute im Museum des Kreises Plön.
Die zweite Depenauer Glashütte bestand noch 1720. Sie stand auf Obendorfer Gebiet auf der Gerstandtschen Koppel und der Ziegelhofkoppel des Hofes ter Hazeborg. 1903 ließ Bauer Gerstandt die Reste des alten Brennofens wegreißen. Der Raum, in dem sich noch viele Glasstücke befanden, war im Durchmesser 3 m.
Die dritte Glashütte wurde auf Löhndorfer Gebiet gebaut, gegenüber der Plötzenkate. Sie wurde erstmals 1719 erwähnt. Gläsermeister war hier Heinrich Brauer. Nach 1725 hat man ihr nichts mehr gehört.
Die vierte Glashütte lag auf dem Horsterfelde in der Uhlenhörn. Erstmals wurde sie 1722 erwähnt, 1734 bestand sie schon nicht mehr.
Glas wurde hergestellt aus einer Mischung von Kieselsäure, Kalk und Pottasche. Die Kieselsäure wurde aus Flintstein und/oder Quarz hergestellt, Kalk aus Lehm und Mergel gewonnen. Die Pottasche war Asche von Buchenholz. Beim „Holsteiner Glas“ wurde Flintstein erhitzt und gemahlen.
Man brauchte für die Glasherstellung sehr viel Holz, einmal zur Pottaschegewinnung und zum Einheizen der Glasöfen. Die Glashütten „fraßen“ sich regelrecht durch das ehemals waldreiche Land und hinterließen gerodetes Land, das dann unter den Pflug genommen wurde.
Das Glas war meist grünlich, vor allem das Glas für Gebrauchsgegenstände wie Weinflaschen und einfache Trinkgläser. Allerdings verstand man es auch feines, weißes Glas herzustellen für Apotheker- und feine Trinkgläser. Das Besondere am schleswig-holsteinischen Glas war die Verwendung von Flint statt Sand, sowie die Verwendung von Glassiegeln. Die Gläsermeister gehörten zu den angesehenen Bürgern und waren sehr geschätzt. Heute findet man im Kreismuseum Plön eine der wichtigsten Glassammlungen Europas.