Das polnische Staatsgestüt auf Gut Nettelau

Aufgrund der Kriegswirren und der drohenden Übernahme des polnischen Staatsgutes Janów Podlaski durch die Rote Armee wurden die verbliebenen 330 Araber-Pferde auf Befehl von Oberlandstallmeister Gustav Rau ab 16.7.1944 auf einer abenteuerlichen Flucht durch halb Europa nach Holstein verbracht.

Hier trafen sie am 10. März 1945 ein und wurden von hier durch das Heeresremonteamt Grabau/Schönböken, vor allem die Jungpferde, u.a. nach Schönböken und Nettelau verteilt.

Die besonders wertvollen Hengste wurden auf Nettelau im Pferdestall untergebracht. Sie wurden von den polnischen Gestütswächtern streng bewacht.

Die übrigen Jungpferde und Fohlen führenden Stuten wurden im Kuhstall am Weg nach Löhndorf untergestellt.

Die überzähligen Pferde wurden am 20.7.1945 in Nettelau versteigert.

Andrzej Krzystalowics
Andrzej Krzystalowics (1915 – 1998) leitete das Gestüt Janów Podlaski von 1958 bis 1991   Foto: Dr. Erich Flade, 1968

Der stellvertretende und spätere Gestütsleiter Andrzej Krzysztalowicz (1915 – 1998) war die ganze Zeit vor Ort in Nettelau und leitete die gesamte Evakuierung der Pferde. Er wurde begleitet von den Gutswächterfamilien des Staatsgutes Janów Podladski. Sie lebten im Schnitterhaus und der daneben stehenden langen Baracke oberhalb des Kuhstalles.

Der Rücktransport der polnischen Araber und Anglo-Araber begann auf Befehl der britischen Militärverwaltung, nachdem in Polen eine provisorische Unterbringung in Gdynia gesichert war, am 1. August 1946 vom Hafen von Lübeck aus. Da nur jeweils 52 Pferde auf einmal per Schiff transportiert werden konnten, dauerte der Rücktransport bis zum 27. Oktober 1946. Erst im Herbst 1950 erreichten die Pferde nach mehreren Zwischenstationen das wieder aufgebaute Gestüt Janów Podlaski.

 

 

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