Fischer auf dem Stolper See
19. Jahrhundert
1893 wird der Fischer Hinrich Schlüter genannt.
„Am 3.4.1893 (2. Ostertag) brannten Wohnhaus und Stall des Fischers Hinrich Schlüter ab. Brandstifter waren 2 Knechte aus Belau, die dafür 5 Jahre Gefängnis bzw. 6 Jahre Zuchthaus bekamen.“
20. Jahrhundert
Fischer Krösus
Fischer Krösus hatte den Stolper See Anfang des 20. Jahrhunderts gepachtet. Er wohnte mit seiner Familie im so genannten Fischerhaus am Mühlenberg. Hier verkaufte er den gefangenen Fisch. Sein Sohn Fritz war Tischlereilehrling bei Heinrich Riecken. Fischer Krösus verstarb schon im Jahr 1923. Seine Frau verzog nach seinem Ableben nach Trent und verstarb dort am 30.12.1952.
Fischer Schmidt
Ihm folgte Fischer Schmidt. Er war Fischer auf dem See auch während des 2. Weltkrieges und danach. Seine Tochter Käthe heiratete Erich Boller.
Erich Boller
Erich Boller wurde am 21. Dezember 1916 geboren. Er wuchs in Stolpe auf und erlernte das Handwerk eines Schachtmeisters. Zuerst übte er die Fischerei nebenberuflich bei seinem Schwiegervater aus. Seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts war er alleiniger Fischer auf dem Stolper See, den er von Seebesitzer Hammerschmidt gepachtet hatte.
Auch er lebte, wie alle Fischer, mit seiner Frau Käthe und den Kindern im so genannten Fischerhaus auf dem Mühlenberg. Den gefangenen Fisch verkaufte er direkt am Haus. Oder man bestellte Fisch bei ihm und holte ihn ab.
Am Mühlenberg gab es noch keine große Steganlage, sondern Fischer Bollers Boote lagen an mehreren kleinen Stegen.
Jeden Sonnabend brachte er frisch geräucherten Aal zu Bäcker Willi Brauer und holte sich dabei seine Sonntagszigarre ab.
1956 fand Erich Boller den ertrunkenen 13jährigen Georg M., der mit seinem Daumen im Fischernetz verhakt war.
Gegen Ende seiner Pachtzeit ließ Erich Boller von einem anderen Fischer 80 – 90 % der Zander abfischen. Zu dieser Zeit war der Stolper See reich an Zandern. Danach erholte sich der Zanderbestand nie wieder. Da der Zander ein sehr teurer Besatzfisch ist, wurde auch nicht versucht, den Bestand wieder aufzupäppeln.
Im Jahre 1978/79 hörte Erich Boller mit der Fischerei auf.
Er kaufte in Stolpe das Haus Dorfstraße 32 von Malermeister Adolf Busdorf. Hier lebte er bis zu seinem Tod am 17. März 1998. Seine Frau Käthe überlebte ihn um acht Jahre. Nach ihrem Tod wurde das Haus abgerissen.
Fischerei Liebe
Im Sommer stellte man im Stolper See Reusen auf für den Aalfang. Zweimal in der Woche wurde nachgeschaut und der Aal herausgeholt
Im Herbst und im Frühjahr wurde der See mit dem Zugnetz abgefischt. Das diente zur Kontrolle des Fischbestandes, damit die Weißfische nicht überhand nahmen, unter ihnen besonders die Brassen. Brassen fressen vor allem Bodentiere wie Larven und Würmer und keine Wasserpflanzen. Wenn die Brasse überhand nimmt, und das war in den Anfangsjahren der Fischerei Liebe der Fall, dann fressen sie auch den eigenen Laich und den anderer Fische, als auch die Wasserflöhe, das tierische Plankton. Das tierische Plankton wiederum frisst das pflanzliche Plankton, die Algen. Fehlen die Wasserflöhe, vermehren sich die Algen übermäßig. Das ökologische Gleichgewicht des Sees beginnt zu kippen.
Im Winter wurde auf Hecht, aber auch auf Brassen, Barsche, Plötze und die wenigen Zander gefischt, denn diese haben den größten Marktwert.
Als Seebesitzer Otto Schulte-Frohlinde aus Essen, der den Stolper See 1972 von Jürgen Hammerschmidt gekauft hatte, 1990 verstarb, verkauften seine Erben 1992 den See an das Versicherungsmakler-Ehepaar Wolfgang und Karin Friedrich aus Berlin. Mit den neuen Besitzern gab es rund um die Nutzung des Stolper Sees viele Probleme. So versuchten sie u.a. 1993 die Fischerei Liebe aus dem Vertrag zu drängen.
Vater und Sohn Liebe waren die letzten Fischer auf dem Stolper See. Ende 1998 wurde die berufsmäßige Fischerei eingestellt. 1999 kauften die Gemeinde Stolpe und der Landessportfischereiverband Schleswig-Holstein gemeinsam den Stolper See. Eine weitere Verpachtung an einen Berufsfischer war nicht vorgesehen.
Jedoch brachen die Kontakte der Fischerei Liebe mit dem AV Stolpe nie ab. Im Jahr 2011 befischte Fischer Peter Liebe mit dem Zugnetz den See gleich zweimal, einmal im Frühjahr und im Herbst. Es wurden dem See 8 – 10 Tonnen Weißfische entnommen.