Die Geschichte der Kampsiedlung
Der Kamp war ein großes Areal, das von der Dorfstraße bis zur Wankendorferstraße reichte. Heute verläuft auf der Mitte die A21. Früher verliefen viele Fußsteige von der Dorfstraße über den Kamp bis zur Straße nach Wankendorf.
Viele Familien hatten auf dem Kamp ein Stück Acker, wo Kartoffeln, Rüben und etwas Getreide angebaut wurden.
Ab 1928 erschloss das Kleinsiedlungswesen Kiel eine Siedlung für Landarbeiter im oberen Bereich des Kamps.
Als erstes baute der Händler Anton Matthiensen 1928 ein Haus, heute Kampstraße 7.
1929 entstanden am letzten Querweg die Häuser des Maurers Kruse und des Arbeiters Johannes Dittmann, heute Kampstraße Nr. 17 und Nr. 10.
Ebenfalls bauten 1929 in der 1. Reihe der Kriegsinvalide Paul Bohm, sowie in der 3. Reihe der Arbeiter Johannes Plühs und der Gärtner Johannes Schlüter, heute Kampstraße Nr. 20 und Nr. 2.
Gleichfalls wurde 1929 der Bau der Familie Karl und Mathilde Plöhn fertig. Er lag neben dem Haus von Johannes Dittmann. Zwischen beiden Häusern führte ein Weg hinab zur Dorfstraße, zum ältesten Haus von Stolpe, das damals noch mit Reet bedeckt war, heute das Haus Dorfstraße 68.
1932 zog Gottlieb Pregel mit seiner Familie in das neue Siedlungshaus ein. Es ist heute das Haus Kampstraße Nr. 21.
1939 folgte Hermann Rohwedder mit seinem Siedlungshaus, heute Kampstraße Nr. 16.
Die Kampsiedlung war damals eine sehr kinderreiche Siedlung. Die Eltern hatten sich gegenseitig beim Bau ihrer Häuser geholfen, und so hielten auch die Kinder der Kampsiedlung zusammen.
Irma Pelk, geborene Plöhn, berichtet: Familie Matthiessen hatte 6 Kinder; Familie Dittmann hatte 3 Kinder; Familie Plöhn hatte 13 Kinder; Familie Plühs hatte 4 Kinder; Familie Pregel hatte 6 Kinder; Familie Kruse hatte 3 Kinder. Der Vater war von Beruf Maurer; Johann und Pauline Schlüter hatten ebenfalls 3 Kinder.
Abends spielten die Kinder auf der Straße Blinde Kuh.
Irma Pelks Bruder Helmut geriet einmal mit dem Knie zwischen zwei Zementstäbe in der Mauer von Maurer Kruse. Er blutete und das rohe Fleisch trat zutage. Da musste der Arzt Dr. Schulz vom Wankendorfer Bösterredder mit Pferd und Gig kommen. Er desinfizierte die Wunde mit Jod, und Helmut schrie vor lauter Schmerzen.
Bauer Peter Holms Obstgarten ging bis an den Schulhof heran, der auf dem Grundstück der heutigen Rieckenschen Tischlerei lag.
Die Kinder, 8 bis 10 Jungen und ebenso viele Mädchen, unter ihnen auch Irma Plöhn, holten sich dort regelmäßig nach der Schule Äpfel. und Birnen. Es war Krieg, und es gab nicht viel zu essen. Nach der Schule kletterten die Jungs auf die Bäume und die Mädchen sammelten das Obst in ihren Schürzen mit den großen Taschen auf. Dann liefen sie schnell über den Kamp nachhause. Regelmäßig kaum Bauer Holm mit einem langen, gedrehten Stock gelaufen und drohte den Kindern. Die aber waren schneller. Zuhause versteckten die Kinder das Obst in ihrem Strohsack, der ihnen als Matratze diente. Und da die Kinder im oberen Geschoss ihre Räume selbst in Ordnung halten mussten, kamen die Eltern nicht dahinter. Abends dann, wenn es Zeit zum Schlafen war, holten die Kinder Obst aus der Matratze und stillten ihren Hunger.
In den späteren Jahren folgten viele Neubauten, sodass das heute bekannte Bild der Kampstraße entstand. Nur das Haus Kampstraße Nr. 20 von Johannes Plüß gibt es nicht mehr. Es musste 1971 dem Bau der A 21 weichen. Familie Plüß erhielt in Wankendorf ein neues Haus gestellt.