Heureigen

Heureigen

Wenn kühl der Morgen atmet,
gehen wir schon auf grüner Au
mit rotbeglänzter Sens
und mähn die Wies’ im blanken Tau.
Wir Mäher, dalderaldei!
Wir mähen Blumen und Heu.
Juchhei!

Die Lerche singt aus blauer Luft,
die Grasemück im Klee,
und dumpf dazu als Brummbass ruft
Rohrdommel fern am See.
Wir Mäher, dalderaldei!
Wir mähen in Schwaden das Heu.

Und scheint die liebe Sonne warm,
dann kommt der Mägdlein Schar,
den Rock geschürzt, mit bloßem Arm,
Strohhut auf glattem Haar.
Die Mägdlein, dalderaldei!
Sie harken Blumen und Heu.

Ist weit hinab die Wiese kahl,
dann lagern wir uns frisch
in bunter Reih zum frohen Mahl
am blühenden Dorngebüsch.
Die Mägdlein, dalderaldei!
ruhn gern selbander im Heu.
Juchhei!

Johann Heinrich Voß

(aus: Otto Kock: Bilder aus dem Amt Wankendorf)

Dieses Gedicht stammt von dem Eutiner Rektor und Übersetzer der Odyssee und der Ilias Johann Heinrich Voß, der von 1751 bis 1826 lebte.

Heuernte unter Aufsicht des Gutsherrn
Heuernte vor dem drohenden Unwetter unter Aufsicht des Gutsherrn

Wie es wirklich bei der Heuernte zuging, schildert Otto Kock in seinem Buch:

Um 1812 besaß Gut Depenau mit den Meierhöfen ca. 170 ha Wiesenland. Das Gras musste mit der Sense gemäht werden. Die Arbeit begann morgens um 3 Uhr, wenn das Gras noch feucht war und sich leichter mähen ließ. Bis zu 30 Schnitter zogen dann hintereinander durch die Wiese. Mit wuchtigen Sensenhieben mähten sie das Gras. Das war eine sehr anstrengende und schweißtreibende Arbeit. Mittags war das Gras bei gutem Wetter schon so weit getrocknet, dass es gewendet werden konnte. Das war die Arbeit der Mägde.

 

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