4. Aus dem Moor – 2009
62 Stück Lyrik
Aus dem Moor
Aus dem Moor
dringt ein düsteres Gluckern
an mein Ohr
der Zaun ist ehrlich gesagt
eher für die Optik
aber den Tieren reicht das
mit dem Eimer Schrot
steige ich über den Draht
und rufe
Komm Oische Oische komm!
Komm Oische Oische komm!
sie gucken hoch
erkennen mich
und starten
zweiundzwanzig Rinder
achtundachtzig Beine
alle auf mich zu
und wir spielen
Wer läuft in meine Arme?
lieben sie mich oder das Schrot?
ich weiß die Antwort
aber egal
solange ich dieses unglaubliche Gefühl
erleben darf
wenn sie näher kommen
das Moor bebt nicht
es schwingt
wie ein riesiges Trampolin
wir schwimmen
die Rinder und ich
mitten im Gras und
aus dem Moor
dringt ein düsteres Gluckern
an unsere torfigen Ohren
Wieder daheim
Jedes Mal
wenn ich nach einigen Tagen
Abwesenheit
wieder heimkomme
riecht es auf unserem Hof
wahrscheinlich eigens für mich
zur Begrüßung
aber so was von
nach Kuh und nach Silo und nach Mist
dass ich unwillkürlich denken muss
Booaah, es stinkt!
glücklicherweise
gewöhnt sich der Geruch
schnell wieder an mich
nach wenigen Minuten duftet es
total normal
wie daheim