Karl-Heinz Kasch und seine Eselstute Laura
So mancher, der mit dem Auto die A 21 verließ und auf der K 41 nach Stolpe oder Wankendorf fuhr, rieb sich die Augen, wenn er hinüber zum Rad- und Gehweg schaute: Denn dort stand häufig ein älterer Herr mit Schirmmütze und – einem Esel. Dieser Herr war Herr Kasch. Und er hatte sich einen Wunschtraum aus Jugendtagen erfüllt.
Damals waren manche Dinge nicht so selbstverständlich wie heute. Als ein Zirkus mit einem Esel in Ascheberg zu Gast war, bot der Eselbesitzer folgende Wette an: Wer es eine Runde schafft, auf dem Esel sitzen zu bleiben, erhält dafür 5 Mark. Nun, das war damals viel Geld.
Sein Lehrherr gab ihm das nötige Eintrittsgeld für die Runde Eselreiten und einen guten Tipp mit auf den Weg: „Du musst mit deinen Armen den Hals des Esels fest umfassen und dich unter allen Umständen fest halten.“ Das war leichter gesagt als getan, denn bisher hatte noch niemand dieses Kunststück fertig gebracht. Also setzte sich der junge Herr Kasch auf den Esel und umschlang ganz fest dessen Hals. Es kam so wie es kommen musste. Der Eselbesitzer piesackte den Esel derart, dass dieser wilde Sprünge vollführte, aber der junge Mann hielt sich eisern fest. Am Ende der Runde saß er immer noch hoch auf dem Esel.
Doch wer glaubt, der junge Herr Kasch hätte seinen wohlverdienten Lohn erhalten, der irrt! Unter fadenscheinigen Gründen verweigerte der Eselbesitzer die Herausgabe des Geldes.
Und so ging der junge Herr Kasch trotz seines Erfolges leer aus. Aber er nahm sich vor, irgendwann einem Esel ein liebevoller und treu sorgender Besitzer zu sein.
Seine Eselin Laura kaufte er im Jahr 2000. Sie lebte auf einem Gut und sollte zum Schlachter gebracht werden. Er nahm sie mit und ging täglich mit ihr spazieren bzw. spannte sie vor eine kleine Kutsche um mit ihr Ausfahrten zu unternehmen. Ende 2015 musste Herr Kasch Laura wegen seiner gesundheitlichen Situation in gute Hände abgeben. Im November 2016 erkrankte Herr Kasch sehr schwer. Weihnachten 2016 durfte er noch zu Hause verbringen. Dann musste er wieder ins Krankenhaus. Ein paar Tage vor seinem Tod kehrte er nachhause zurück und verstarb im Beisein seiner Familie am 23. Januar 2017, einen Tag nach seinem 81. Geburtstag.
Am 3.2.2017 fand in der Kirche zu Wankendorf und Stolpe die Beerdigung statt.