Die Nettelau – ein wahrhaft historischer kleiner Fluss in Holstein

Das Einzugsgebiet der Nettelau ist 27 km² groß. Sie entspringt in der Gemeinde Stolpe auf 30 m über NN unterhalb des Kielerkamps bei der Hofstelle Wittenberg und fließt in nordöstlicher Richtung, bis sie nach knapp 10 Kilometern bei Postfeld in den Postsee bei 20,6 m über NN einmündet. Das oberirdische Einzugsgebiet der Nettelau liegt im Moränengebiet der Oberen Eider und befindet sich südwestlich des Postsees.

Streng genommen ist die Nettelau ein Nebenfluss der Alten Schwentine, die nur wenige hundert Meter weiter östlich ebenfalls in den Postsee fließt. In den Postsee münden außer beiden genannten Flüssen noch die Honigau und die Neuwührener Au (Wilsau).

Verlauf der Nettelau
Verlauf der Nettelau

Bei Preetz tritt die Alte Schwentine aus dem Postsee aus und fließt nach kurzer Wegstrecke mitten im Stadtgebiet in die Bungsberg – Schwentine, die in Kiel – Wellingdorf in die Kieler Förde und damit in die Ostsee mündet.
Somit gehört die Nettelau zum großen Ostseeeinzugsgebiet.

Eiszeitliche Entstehung
Vor ca. 15 000 Jahren wurde durch den dritten Weichselzeit-Vorstoß von Nordosten her das Nettelseer Zungenbecken geschaffen. Entlang dieses Zungenbeckens, das in mehrere Toteisblöcke zerfiel, fließt heute in Richtung Postsee das Flüsschen Nettelau: über den Krummen Teich bei Kielerkamp, der heute verlandet ist, und entwässert den Holzsee; den Nettelsee und den Löptiner See.

Die Nettelau entspringt laut Festlegung des Landesamtes für Wasserhaushalt und Küsten im Krummen Teich (Krummendiek) unterhalb der Ausbaustelle Wittenberg, früher Ferienreiterhof Petersen, und fließt, auch Krummendieks Au benannt, nach Norden durch Nettelau, dessen Gut sie ihren Namen gab.

Gut Nettelau an der Remise
Gut Nettelau an der Remise

Ein weiterer Zufluss, der bei Bormsdorf (Gemeinde Postfeld) entspringt, fließt durch die Gemeinde Nettelsee und mündet dann von Norden kommend in den Nettelsee ein.

Zulauf von Norden in den Nettelsee

Nordöstlich des Hofteiches fließt bei feuchtem Wetter aus einer Bruchwaldecke eine kleine Au in den idyllischen Nettelauer Teich, der ein Angelrevier des Angelvereins Stolpe ist. Im Südosten des Hofteiches tritt ein Bach aus dem Teich aus, der unter der Straße zum Gut hindurchfließt und in den anliegenden feuchten Wiesen in die Nettelau einmündet.

Idyllischer Kahn am Hofteich
Idyllischer Kahn am Hofteich, der auch Pferdeteich genannt wird

In den Holzsee fließt eine Au, die südwestlich im Seebruch, einem Sumpfgebiet entspringt.

Von Westen, vom Areal des Gutes Löhndorf kommt, zwischen Holz- und Nettelsee hindurchfließend, ein namenloser Zufluss. Dieser nimmt zuerst den südlichen Holzseeausfluss und wenig später den nördlichen Ausfluss des Nettelsees auf. Erst einige hundert Meter hinter der Brücke an den Scheidekaten mündet dieser komplexe Zufluss in die eigentliche Nettelau.

Nettelau-Zufluss an den Scheidekaten
Nettelau-Zufluss an den Scheidekaten

Nur einige Meter weiter verleibt die Nettelau sich eine namenlose Au ein, die zwei Zuflüsse hat: der eine südlichere entspringt an der nördlichen Grenze des Gutes Depenau östlich der B 404 in der Vier-Kaiser-Ecke und der nördlichere, aber kürzere entspringt nur wenig davon entfernt. Die vereinigten kleinen Zuflüsse fließen unterhalb der B404 durch und münden nur einige Meter entfernt ebenfalls in die Nettelau.

Das Flüsschen wendet sich dann in Richtung Norden, biegt nach Nordosten ab und quert hier die B 404 südlich der Kreuzung Nettelsee, wo man sie sehr gut aus dem Auto heraus erkennen kann. Weiter nordöstlich fließend, verleibt sie sich nördlich von Löptin das abfließende Wasser des Löptiner Sees ein.

Blick zum Ausfluss des Löptiner Sees
Blick zum Ausfluss des Löptiner Sees

Südlich des Ziegehofes (Gemeinde Nettelsee) verbreiterte sich der Bach zu einem Mühlenteich, der bis Behnkenmühlen reichte. Heute ist der Mühlenteich trockengelegt.

Blick zum früheren Mühlenteich
Blick zum früheren Mühlenteich

Bei Behnkenmühlen trieb der Fluss einst eine alte Wassermühle des Klosters Preetz an. Ab dort gab man der Nettelau, wie vielerorts üblich, den Namen Mühlenau.

Aber noch zwei linksseitige Zuflüsse nimmt sie auf, deren einer nordwestlich des Ziegelhofes entspringt. Seinen Verlauf nimmt er durch den ehemaligen Mühlenteich bei Ylsol, einem im Mittelalter untergegangenen Dorf, dessen Mühle am Nettelau-Zufluss lag. Heute durchläuft der Zulauf zwei Fischteiche, bis er in die Nettelau mündet.

Der zweite und letzte Zulauf vor der Mündung ist der sog. Barmissen-Graben, der bei Barmissen entspringt und heute verrohrt ist. Im Mittelalter trug dieser Zulauf den Namen Rotenbek, da er entlang des untergegangenen Dorfes Rothen verlief. Heute erinnern nur noch der Straßenname Rotenbek und das Gehöft mit dem Namen Rotenhahn an die mittelalterliche Wüstung.

Hof Rothenhahn
Hof Rothenhahn  an der noch nicht verrohrten Rotenbek 1955

Dann fließt die Nettelau (Mühlenau) durch die Postsee-Niederung östlich von Postfeld in den Postsee. Hier vereinigt sie ihr Wasser mit dem der Alten Schwentine, die von Süden her nur wenige Meter östlich ebenfalls in den Postsee fließt.

In Richtung Postsee kurz vor der Mündung
In Richtung Postsee kurz vor der Mündung

Auch die Alte Schwentine folgt einer eiszeitlichen Rinne von Bornhöved bis Preetz, wo sie im Harderpark, hier ebenfalls Mühlenau oder auch Postau genannt, in die Bungsberg – Schwentine, einmündet.

Das Verwirrspiel der Quelle
Fragt man die ortsansässigen Landwirte, so gehen diese, aus der Überlieferung ihrer Vorfahren heraus, davon aus, dass die Quelle der Nettelau jeweils im Nettelsee und im Holzsee liegt. Viele Generationen nennen den kleinen Fluss, der an den Scheidekaten vorüber fließt, die Nettelau. Dem ist die Gemeinde Stolpe gefolgt und hat an der Brücke bei den Scheidekaten das braune Flussschild „Nettelau“ angebracht.

Namenloser Zufluss aus Löhndorf
Namenloser Zufluss aus Löhndorf

Falsch kann es nicht sein, denn ein Fluss ist niemals nur ein Fluss, sondern ein Fluss – System. Und das Flusssystem der Nettelau ist, wie beschrieben, ein durchaus komplexes.
Die Quelle der Nettelau wird im Jahr 1855 noch anders festgelegt. Nach den beiden Geographen Johannes von Schröder und Hermann Biernatzki entspringt die Nettelau im Nettelseer Teich, der nördlich der Gemeinde Nettelsee liegt.

Die tatsächliche Quelle jedoch liegt im Krummendiek.

Verlauf der Nettelau im Krummendiek
Verlauf der Nettelau im Krummendiek

Historische Bedeutung der Nettelau
Schon am 29. September des Jahres 1226, als das Kloster Preetz vom Schauenburger Grafen Adolf IV in seinen Grenzen bestätigt wurde, wird die Nettelau als „netelov“ erwähnt. Sie bildete die südwestliche Grenze des Klosters Preetz. Am 8. August des Jahres 1232 bestätigte Graf Albrecht, Herzog von Sachsen, den Bestand und die Grenzen des Klosters Preetz erneut. Auch in dieser Urkunde wird die Nettelau als „netelou“ erwähnt. Im Jahr 1573 wird die Nettelau erneut als Grenzfluss, zwischen dem Kloster Preetz und dem Gut Depenau bestimmt:

Benedikt von Ahlefeldt auf Haseldorf, Propst zu Preetz, Ove von Thienen auf Kühren, Georg von Ahlefeldt auf Heiligenstedten und Heilvig Sehestedt, Pauls Witwe auf Depenau, bestimmen die Scheidung zwischen Kloster Preetz und Gut Depenau am Holtsee, nämlich die vom Nettelsee in den Holtsee fließende Beke zwischen Nettelseer und Löhndorfer Feld Klaus Möllers zu Löhndorf Wiese.
28. Januar 1573

Hierbei handelt es sich eindeutig um den Löhndorfer Zulauf zur Nettelau, die hier als Beke, als nicht schiffbares Gewässer, aufgeführt wird. Auch heute noch bildet der Löhndorfer Zufluss der Nettelau die Grenze zwischen den Ämtern Preetz – Land mit den Ländereien des Klosters Preetz sowie dem Amt Bokhorst – Wankendorf, das durch die Güter Perdöl, Depenau und Altbokhorst geprägt ist. Die zwei Katen, die auf Nettelauer Seite am Weg nach Nettelsee vor der Brücke über den Nettelau-Zufluss liegen, heißen heute noch Scheidekaten.
Im Jahr 1856 benennen Johannes von Schröder und Hermann Biernatzki in ihrer Beschreibung der Herzogtümer Holstein und Schleswig die Nettelau als „Kleine – Au“.

Stolpe 5448 - Scheidekate Nr. 9
Scheidekate Nettelau Nr. 9 – Luftbild von 1955

Sprachwissenschaftliche Bestimmung
Antje Schmitz leitet in ihrem Buch der Orts- und Gewässernamen des Kreises Plön den Namen Nettelau folgendermaßen ab:

Netele heißt im Mittelniederdeutschen „Nessel“, also Brennnessel. Ow heißt im Mittelniederdeutschen „Bachlauf, Fluss“, was später im Neuniederdeutschen „Au“ wurde.

Ein untergegangenes Dorf an der Quelle
Der heute sogenannte Krumme Teich bei Kielerkamp bildet die Quelle der Nettelau. Heute eine entwässerte Niederung, war der Krumme Teich auf der Karte von Pastor Oertling aus Bornhöved, die er nach 1800 gezeichnet hat, ein großer See, in dessen Mitte sich der Wald Schlatenhorst als Insel erhob. Auch heute noch liegt der Schlatenhorst unterhalb Wittenberg, ist aber keine Insel mehr. An diesem Krummen Teich lag einst im Mittelalter das gleichnamige Dorf Crummendyke, das erstmals zusammen mit Stolpe 1316 in der Landesteilung der Schauenburger Grafen Gerhard III., dem Großen, und Johann II. von Kiel und Plön erwähnt wird. Zusammen mit Stolpe und den anderen Gemeinden des Kirchspiels Bornhöved wurde Crummendyke damals der Kiel – Plöner Linie des Hauses Schauenburg zugesprochen. Doch schon 1433, im Lübecker Zehntregister des Bischofs Johannes Scheele, wird der Ort Krummedic (mit anderer Schreibweise) als nicht mehr existent erwähnt. Es ist anzunehmen, dass der Ort bei der großen Pestepidemie um 1350, die die Hälfte aller Bewohner Mitteleuropas dahinraffte, zur Wüstung wurde. Die Feldmark von Krummedic wurde der des Kielerkamps, der schon damals auf Stolper Gebiet lag, zugeschlagen. Einige Katen des Dorfes Crummendyke haben in den Halbhufen des Kielerkamp überlebt.

Blick vom Krummendiek auf die Höfe des Kielerkamps
Blick vom Krummendiek auf die Höfe des Kielerkamps

Mittelsteinzeitliche Siedlung an der Nettelau
Vor kurzem gruben Archäologen bei Nettelau auf der zukünftigen Trasse der A 21, die dort die B 404 ersetzen soll. Dort stießen sie im Jahr 2009 auf eine mittelsteinzeitliche Besiedlung. In dieser Zeit, als sich durch eine Erwärmung des Klimas aus der altsteinzeitlichen Tundra zwischen 9000 und 6000 v. Chr. der Wald bildete, arbeitete ein Steinmetz an diesem Platz, der wohl in der Nähe eines Flintfundplatzes lag, über längere Zeit Werkzeuge aus Flintstein. Interessant ist, dass zu dieser Zeit erstmals Beile hergestellt wurden, die man zum Fällen der Bäume brauchte. Am Arbeitsplatz der Steinmetze fand man viele Bruchstücke, also Abfälle seiner Arbeit.

Querschneider
Querschneider aus der Mittleren Steinzeit

Ein Haus aus der Jungsteinzeit
In unmittelbarer Nähe wurde der Grundriss eines jungsteinzeitlichen Hauses gefunden, sowie eine Feuerstelle. Es wurden jedoch nur wenige kleinteilige Keramikscherben im Umfeld gefunden. Eine Scherbe deutet darauf hin, dass es sich um die Zeit der Trichterbecherkultur handeln muss, also bei uns um den Zeitraum von 3500 – 3200 v. Chr. Das zeigt, dass das Ufer der Nettelaus seit vielen tausend Jahren kontinuierlich besiedelt war.

Germanische Siedlung aus dem 1. – 2. Jahrhundert n. Chr.
Ganz in der Nähe, östlich der B 404, gruben Archäologen zur selben Zeit in einer anderen Siedlungsschicht, die etwas höher liegt. Sie fanden die Reste einer Siedlung aus der römischen Kaiserzeit. Eine Feuerstelle, den Rest eines Rennofens, der zur Eisengewinnung aus Raseneisenerz diente, das hier vor Ort reichlich zu finden war. Ein Kalkbrennofen wurde ebenfalls ausgegraben. Der Kalk wurde zum Kalken der Felder, zur Sterilisierung und zum Brennen der Keramik gebraucht. Es wurden Hügel entdeckt, in denen Keramik gebrannt wurde. An Keramikscherben wurden auch Reste von Speisen entdeckt. Das Holz zur Holzkohlebereitung wurde in den nahen Wäldern geschlagen. Die Menschen siedelten sich in der Nähe von Gewässern, hier der Nettelau, an, weil sie sich auch von Fisch ernährten, was sich gut auf ihre Gesundheit auswirkte. Zugleich wurde ein Silberdenar gefunden. Es ist bekannt, dass im Römischen Heer viele Germanen als Söldner dienten. Der Silberdenar war der Tageslohn eines Söldners. Auch ein Silberring in Schlangengestalt wurde sicher gestellt, ein äußerst seltener Fund. Römische Glasperlen zeigen, wie eng die Handelsbeziehungen in dieser Zeit waren. Ein besonderer Fund war eine verbrannte Stieleiche, die wahrscheinlich vom Blitz getroffen wurde. Eine dendrochronologische Untersuchung steht noch aus.

Turmhügelburg an der Nettelau
Östlich des Gutes Nettelau, heute nur wenige Meter westlich der B 404, haben Archäologen im Jahr 2007 den Hügel einer mittelalterlichen Turmhügelburg (Motte) gefunden, der sie den Namen Nettelburg gaben. Auf dem zentralen Hügel, den heute ein kleines Wäldchen krönt, stand ein hölzerner Turm, meist ein Wehrturm, der nur einen hochgelegenen, nur mit einer Leiter zu erreichenden Eingang hatte. Der Hügel war durch einen Wall mit Palisaden gesichert. Daneben befand sich eine Vorburg, die ebenfalls gesichert war, und in der sich die Wirtschafts- und Wohngebäude befanden. Die Burgen wurden von den holsteinischen Kolonisatoren im Slawenland gebaut, um das Land für sächsische Siedler zu erobern. Meist standen diese Burgen, die ins frühe 13. Jahrhundert datiert werden, an unzugänglichen Stellen, wie auch hier in der moorigen Nettelau – Niederung. Das zeigt, dass die Kolonisation und Unterwerfung der Slawen zu dieser Zeit noch nicht abgeschlossen war.

Die Nettelauer Motte
Die Lage der Nettelauer Motte

Die Wüstung Olendorp
Olendorp lag 1 km südlich von Nettelsee an der Nettelseer Gemarkungsgrenze, zwischen dem Nettelsee und der südlich fließenden Nettelau. An die Siedlung, zu der eine Wassermühle gehörte, erinnern die Flurbezeichnungen Olendorp und Mölenwisch. Die Mühle hatte einstmals einen außerordentlich guten Standort, da das Tal der Au, deren Wasserführung im Mittelalter eher größer als geringer gewesen sein wird, hier eine Einengung erfährt, wodurch eine gute Möglichkeit zur Stauung des Wassers und damit zur Anlage eines Mühlenteiches gegeben war. „Die letzte Bestätigung, dass es sich hier an der Nettelau um den Platz einer alten Siedlung handelt, erbrachten die Scherbenfunde in dem Bereich zwischen den Flurstücken Olendorp und Mölenwisch und z.T. auf der Mölenwisch selbst. In dem Pflugland wurden durchsichtig glasierte und unglasierte rotbraune Keramikreste sowie unglasierte grauschwarze Scherben gefunden.“, schreibt Karl-Heinz Looft in seiner Dissertation über die Siedlungsentwicklung zwischen Eider und Schwentine im Jahr 1968.

1215 wurde Olendorp erstmalig erwähnt. Das kleine mittelalterliche Dorf, in dem von 1272 bis 1279 fünf Hufen, urkundlich erwähnt, verkauft wurden, fiel vermutlich gegen Ende des 13. Jahrhunderts wüst.

Das Gut Nettelau
Die Hofstelle Nettelau geht auf die Anlage der Turmhügelburg zurück. Der Meierhof des Gutes Depenau entstand aber erst 1795 durch die Niederlegung der Heuerstelle Nettelau. Seinen Namen verdankt es dem Flüsschen Nettelau, das durch das Gut hindurchfließt. Zum Gut gehörte ebenfalls ein Teil des Holzsees, der sich nordwestlich des Gutes erstreckt, sowie ein Hofteich, der noch heute malerisch zu Füßen des Herrenhauses liegt. Der Antrag, Gut Nettelau in die Reihe der adeligen Güter aufzunehmen, wurde 1806 vom dänischen König Christian VII abgelehnt. 1840 entstand das heutige Herrenhaus, das im Jahr 1900 um einen Windfang und eine Veranda erweitert wurde. Bei seiner Anlage wurde auch eine Lindenallee angelegt, beginnend am Kielerkamper Weg bis hinunter zur Nettelau.

Die Lindenallee
Die Lindenallee

Lange Jahre war Nettelau im Besitz des Gutes Depenau. Doch in den Zwischenzeiten wechseln die Namen der Hofbesitzer: August Jakob Wittrock ab 1848, Christian Martens, Hermann Lienau, David Wilhelm Berndes, Hugo Sthamer, Johannes Richard Roosen. Nachdem der Geheime Kommerzienrat Rudolph Hammerschmidt von Depenau das Gut Nettelau 1906 zurückgekauft hatte, verkaufte es sein Enkel Gerhard Hammerschmidt 1935 an die Ostholsteinische Landgesellschaft. Der Ex-Hotelier Klup aus Eutin und nach ihm ab 1954 Friedrich Girardet besaßen Gut Nettelau, bis es 1965 Eigentum der Familie Knops aus Essen wurde, die es bis kurzem besaß. Heute gehört Gut Nettelau einem Hamburger Rechtsanwalt.

Veranda des Herrenhauses
Aufgang zur Veranda des Herrenhauses

1953 wurde Gut Nettelau aufgesiedelt und es entstanden die Siedlungshöfe Soll und Henningsen. Bis hinunter zur B 404 entstand eine kleine Siedlung. Meist waren es Vertriebene, die ein Haus mit einem Stück Land als neue Heimat erhielten.

Nettelau Dorf
Luftbild des Siedlungsdorfes Nettelau

Heute ist das kleine Gut mit seinem schmucken Herrenhaus und der restaurierten Remise ein Blickfang für Einheimische und Touristen.

Klostermühle Behnkenmühlen
1457 kaufte das Kloster Preetz das Gut Groß Lubetin (Löptin), das auf eine slawische Gründung zurückgeht, mit der Neuen Mühle an der Nettelau, einige Kilometer hinter dem Einlauf des Löptiner Sees. 1707 verpachtete das Kloster die Neue Mühle an den Müller Claus Behnken, der die Mühle bis 1724 in Pacht hatte. Ab 1740 bürgerte sich der Name Behnkenmühlen ein, obwohl die Mühle mit einem Gang längst von anderen Pächtern betrieben wurde. 1827 erweiterte das Kloster Preetz die Wassermühle um einen zweiten Gang. Im Jahr 1911 wurde die Behnkenmühle ein Raub der Flammen, wahrscheinlich durch Brandstiftung. Nach dem Brand verkaufte das Kloster Preetz die Ruine der Mühle an Georg Theodor Karstens, der sie wieder aufbaute. Seit 1919 ist sie im Besitz der Familie Holm. 1948 wurde die Mühle, die inzwischen mit einem Lanz-Motor betrieben wurde, weil der Wasserstand der Nettelau nur selten zum Mahlen reichte, stillgelegt und abgebrochen. Nur noch der Siedlungsname erinnert noch heute an die alte Klostermühle.

Die Mündung der Nettelau in den Postsee
Begibt man sich unterhalb Kührenerbrücke auf einen Spaziergang, so gelangt man auf neu angelegten Wegen zwischen Rinderweiden bis in die Postsee – Niederung. Der Weg führt zwischen den beiden holsteinischen Flüssen Alte Schwentine auf der Ostseite und der Nettelau an der Westseite hindurch. Wendet man sich nach links in Richtung Postfeld, so überquert man auf einer kleinen Brücke die Nettelau, die nun, nachdem sie Behnkenmühlen passiert hat, offiziell zur Mühlenau erklärt wurde. Der kleine verkrautete, nun mit Nitrat belastete Fluss hat von hier aus nur noch wenige hundert Meter zurückzulegen, bis er in kurzer Entfernung neben der Alten Schwentine in den Postsee eintritt und sich dort mit ihr vereinigt.

Naturschutz bringt Rettung der Gewässergüte
Als Ausgleichsmaßnahme für den Eingriff in die Natur durch den Ausbau der B 404 zur A 21 wird die Nettelau – Niederung südlich von Nettelsee renaturiert. Die Nettelau, die abschnittweise stark begradigt durch intensiv bewirtschaftetes Ackerland führt, wird in ihren Urzustand zurückgebaut. Die Nettelau – Niederung soll renaturiert werden. Extensiv beweidet mit Robustrindern soll die Nettelau nun unbelastet durch Nitrateinträge der Landwirtschaft ihren Weg zum Postsee nehmen.

Natürliche Rasenmäher
Natürliche Rasenmäher

Ein Name für einen Fluss – und nicht deren drei!
Die Nettelau. dieser kleine, weithin unbekannte Fluss im Kreis Plön hat viel an Natur und Geschichte zu bieten und spiegelt die Jahrtausende alte Besiedlung der südwestlichen Randlage des Kreises Plön wieder. Schön wäre nur, wenn der kleine Fluss seinen Namen Nettelau von der Quelle bis zur Mündung behalten dürfte.

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