Der Limes Saxoniae

 

Die Burg Plune
Die Burg Plune auf der Insel Olsborg im Plöner See (Ausstellung im Kreismuseum Plön)

In der Zeit von Christi Geburt bis um 400 n. Chr. verließen viele Stämme  Schleswig-Holstein und wanderten im Zuge der Völkerwanderung nach Süden. Ausgelöst hat diese Nord-Süd-Wanderung wohl eine Verschlechterung des Klimas in unseren Breiten. Bis 800 n. Chr. drangen die Abodriten, ein slawisches Volk, in dieses entvölkerte Gebiet bis an die Alte Schwentine vor.

Slawische Frau
Slawische Frau

Als Karl der Große, der Frankenkönig und spätere Kaiser (768 – 814 n. Chr.) versuchte, die nordelbischen Sachsen zu unterjochen, verbündete er sich mit dem Slawenfürsten Thrasco. In der Schlacht auf dem Sventanafeld bei Bornhöved um 798 n. Chr. wurden die Sachsen besiegt. 4000 sollen von ihnen auf dem Feld geblieben sein. Um den Freiheitsgedanken der Sachsen zu brechen, siedelte er Teile des inzwischen fast aufgeriebenen Volksstammes nach Süden um, um sie zu christianisieren. Gegen 809/10 durften sie in ihre Heimat zurückkehren.

Slawischer Mann
Slawischer Mann

Jedoch die Slawen wandten sich später auch gegen ihre Verbündeten, die Franken. Von Norden drängten die Wikinger. Und so ließ Karl der Große 810 zuerst im Norden entlang der Eider eine Grenze zwischen Dänen und dem Frankenreich ziehen, und dann ein Jahr später zwischen Sachsen und Slawen den Limes Saxoniae, die sächsische Grenze. Sie begann bei Boizenburg an der Elbe und endete am Skythenmeer, der Ostsee, an der Kieler Förde. Es war keine befestigte Grenze, sondern sie verlief entlang von Flussläufen, Seen und Sümpfen durch undurchdringliches Gelände. In unserem Gebiet verlief der Limes Saxoniae entlang der Alten Schwentine und ihrer Seen.

So sind die Orte Belau (glänzend), Stolpe (von Palisaden umbaut) und Perdoel (Quertal) slawischen Ursprungs, während Wankendorf (wanikenthorpe) ein slawisch-sächsischer Mischname war. Gegen 1140 wurden auch slawische Adlige (Waniko) mit der Gründung von sächsischen Dörfern (thorpe) als Lokatoren beauftragt.

Verlauf des Limes Saxoniae
Verlauf des Limes Saxoniae

Die Slawen legten auch Burgen zur Verteidigung der Grenze an, wie in unserer Nähe die Belauburg, die am Weg zwischen Vier und Belau auf einer Halbinsel zwischen Schmalensee und Belauer See lag. Es ist umstritten, ob die Belauburg schon vor der Anlage des Limes Saxoniae 811 n. Chr. errichtet wurde. Neuere Annahmen gehen vom 8./9. Jahrhundert aus.

Lageplan der Belauburg - gefärbt
Lageplan der Belauburg – gefärbt

Außer einem Rest des Ringwalles ist leider nicht viel davon erhalten geblieben. Nur Funde aus Grabungen zeugen von dieser Zeit wie Urnen, kleine kupferne Kessel und Wetzsteine, sowie Tierknochen und Schalenreste von Süßwassermuscheln. Man kann Exponate aus dieser Zeit im Museum des Kreises Plön in Plön ansehen.

Slawisches Kind
Slawisches Kind

Die Franken nahmen die christianisierten nordelbischen Sachsen in ihr Reich auf und waren für die Sicherung der Grenzen zuständig. Da die Stärke der fränkischen Macht westlich des Limes Saxoniae schwankte, nutzten die Slawen deren Schwächeperioden aus, um ihren Einfluss nach Westen auszudehnen. Übergriffe in beide Richtungen waren an der Tagesordnung. Der Limes Saxoniae war weiter umkämpftes Grenzland. 1093 siegte der christliche Abodritenfürst Heinrich gemeinsam mit den nordelbischen Sachsen. Er herrschte noch bis 1127 auch über die nicht-christianisierten Slawen.

Heinrich der Löwe
Heinrich der Löwe

Besonders hervor tat sich der Welfenherzog Heinrich der Löwe ab 1147 bei den so genannten Wendenkreuzzügen, in deren Verlauf sein früherer Vasall Wendenfürst Niklot 1160 fiel . 1167 unterwarf sich sein Sohn Pribislaw, ließ sich taufen und  wurde mit einem Lehen belohnt. Nach der militärischen Unterwerfung der Slawen erfolgte eine Vermischung von holsteinischer und slawischer Bevölkerung. Der Konflikt zwischen ehemals Sachsen und Slawen erlosch. Der Limes Saxoniae hatte seine Bedeutung verloren.

 

Die Bilder 1 –  4 und 6 stammen von der Sonder-Ausstellung „Limes Saxoniae“ im Plöner Kreismuseum 2005.
Fotos von Th. Künstler
Der Lageplan der Belauburg stammt aus Otto Kock: Bilder aus dem Amt Wankendorf, koloriert von Th. Künstler.

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