Die Leibeigenen
Zwei Depenauer wollten einst der Leibeigenschaft entfliehen. Sie machten sich deshalb an einem dunklen Abend auf und schritten rüstig vorwärts. Wie erstaunten sie aber, als der Tag aufging und sie noch nicht die Grenze des Gutes überschritten hatten, sondern sich erst beim hohlen Bache befanden, der die Landstraße nach Bornhöved durchschneidet. Betrübt nahmen sie ihren Weg zurück und wussten sich die Sache gar nicht zu erklären, bis eine alte, kluge Frau sie belehrte. Sie hätten nämlich die Grenze nicht überschreiten können, weil sie ihre Westen nicht verkehrt angezogen hätten; würden sie dies getan haben, so wären sie ungehindert fort gekommen. Sie befolgten später diesen Rat, wanderten zum zweiten Male aus, und niemals hat man wieder etwas von den beiden gesehen noch gehört.
aus: Gundula Hubrich – Messow: Sagen aus Schleswig-Holstein, Eugen Diederich Verlag, München 1993, S. 261