Sattler Adolf Schlüter
Adolf Schlüter (* 6.6.1885), der Sohn des Webers Claus Hinrich Schlüter vom Heiratsberg in Stolpe, wurde am 30. März 1901 mit besten Noten aus der Oberklasse der Stolper Schule entlassen. Durch Vermittlung des Nachbarn Magnus Lohmann, fand er eine Lehrstelle in Preetz, beim Sattler- und Tapeziermeister H. Schröder, wo er in Kost und Logis lebte und lernte. Am 2. April 1905 legte er seine Gesellenprüfung ab und verblieb dort bis zum Oktober. Dann begab er sich auf Wanderschaft, zuerst nach Hamburg. In Duisburg lernte er Luxusgeschirre für Pferde herrichten. Nach 4 Jahren in der Fremde kehrte Adolf Schlüter 1909 aus dem Rheinland nach Stolpe zurück und übernahm die ortsansässige Sattlerei Lucht. Unterbrochen wurde seine handwerkliche Tätigkeit für 3 Jahre durch die Teilnahme am 1. Weltkrieg in Russland, von wo er 1918 in die Heimat entlassen wurde.
Am 16. April 1919, im Alter von bereits fast 34 Jahren, heiratete er die Schneiderin Frieda Amanda Meyer aus Hohenwestedt.
Kurze Zeit später, 1920, verlegte er nach dem Tod des Vaters seine Werkstatt in das väterliche Haus am Heiratsberg. Zuvor hatte die Familie, 1920 kam auch der erstgeborene Sohn Gerhard auf die Welt, in der gegenüberliegenden Kate von Emma Mißfeldt verw. Köhnke gelebt.
Am 8. März 1923 legte Adolf Schlüter seine Meisterprüfung vor der Prüfungskommission der Handwerkskammer zu Altona ab.
Einer seiner Lehrlinge war sein Neffe Hermann Schlüter, Sohn seines 1916 im 1. Weltkrieg gefallenen Bruders Heinrich aus Altona.
Bald wurde klar, dass der Standort auf dem Heiratsberg für die Gespanne der Güter schlecht zu erreichen war, denn diese waren mit ihren Geschirren für die Arbeitspferde seine Hauptkunden.
Daneben baute Adolf Schlüter Ranzen für Jungen und Mädchen und allerlei Gebrauchsgegenstände aus Leder für den täglichen Bedarf.
Der neue Standort für die Werkstatt und Wohnhaus war bald auserkoren, an der Landstraße von Depenau nach Wankendorf, gegenüber dem Gasthaus „Zum Pfeifenkopf“, nahe der Kreuzung mit der Dorfstraße, die zum Bahnhof und von dort weiter nach Kiel führte. In der Planungs- und Bauzeit mietete sich Sattler Schlüter 1927 vorübergehend im Haus Depenauer Weg 2 ein, das gegenüber der Stolper Schmiede und rechts neben Schlachter Löptin lag.
1928 zog die Familie in den stattlichen Neubau. Die Wohnung lag im Hochparterre, sodass im Keller die Sattler-Werkstatt von Adolf Schlüter eingerichtet werden konnte. Das Obergeschoss wurde an Familie Tödt vermietet. Im Erdgeschoss, zur Straße hin, über drei Stufen zu erreichen, lag der Laden. Hier, im heutigen Wohn- und Esszimmer, stand der Verkaufstresen. Auch die adeligen Damen der Güter kamen hierher, um sich Ledergürtel und andere Gebrauchsgegenstände anfertigen zu lassen.
Im Garten, links neben dem Haus, befand sich eine kleine Holzhütte. Hier lagerten Schrot und Korn, das Adolf Schlüter im Auftrag der Firma Raiffeisen an die Hühner- und Schweinehalter in Stolpe verkaufte.
Sein Enkel Manfred schrieb über ihn: „Eine große Leidenschaft meines Großvaters lag übrigens auf einem anderen Gebiet als dem der Sattlerei.
Zeit seines langen Lebens hat er versucht, das Perpetuum mobile zu erfinden.
Mit den einfachsten Mitteln! Er nutzte ausrangierte Fahrradfelgen, gerade gehämmerte Sprungfedern, Weckgummis, Reste von Tapezierleisten etc.
Wenn wir Enkel aus Kellinghusen mal wieder zu Besuch kamen, führte der erste Weg in seine Kellerwerkstatt.
Dort präsentierte er seine neuen Schöpfungen. Dass ihm der große Erfindererfolg versagt blieb, muss ich nicht erwähnen.
Bedauerlicherweise sind seine „Objekte“ nach seinem Tod verloren gegangen … „
Bis zu seinem 95. Geburtstag im Jahr 1980 hielt Adolf Schlüter seinen Laden geöffnet und richtete noch kleinere Reparaturen aus. An diesem Ehrentag marschierte die Freiwillige Feuerwehr Stolpe vor dem Haus Am Pfeifenkopf auf, der inzwischen durch den Autobahnbau eine Sackgasse geworden war, und veranstaltete ihrem alten Wehrführer zu Ehren ein Platzkonzert.
Adolf Schlüter verstarb im hohen Alter von 97 Jahren am 30.9.1980 im Krankenhaus zu Neumünster.