Dr. Hannelore Gwildis
Hannelore Baller wurde am 5. Oktober 1939 als Tochter des Architekten Wilhelm Baller und seiner Frau, der Pianistin Ilse Steffin in Stettin geboren. Der Vater fiel im 2. Weltkrieg. Die Mutter überlebte mit ihren Kindern auf dem Land in Pommern und der Tschecheslowakei. Nach Ende des Krieges zog sie nach Berlin, wo Hannelore aufwuchs. Die Mutter arbeitete als Pianistin, später mit Professur. Hannelore erlernte das Geigenspiel, ihre Schwester Gisela spielte Cello. Sie machte ihr Abitur und begann Medizin zu studieren, zuerst in Berlin, später in Tübingen und Zürich. Hier lernte sie ihren ersten Mann Eckhart kennen und heiratete ihn 1963 in Berlin. 1965 kam Sohn Frank in der Schweiz zur Welt. Als sich die Eltern 1969 trennten, kehrte sie mit ihrem Sohn nach Deutschland zurück. Hannelore begann als Anästhesistin zu arbeiten.
1970 reiste Hannelore mit Frank nach Thailand, um ihre Schwester Gisela, die Tierärztin war, und ihren Mann Jasper zu besuchen. Beide arbeiteten für die Deutsche Entwicklungshilfe in Chiang Mai. Bei ihnen fand Hannelore auch ein Thema für ihre Doktorarbeit. Am Flughafen in Bangkok holte sie Johannes Gwildis ab, der dort, und vorher in Indien, in der Entwicklungshilfe als Diplom-Landwirt tätig war. Gemeinsam reisten sie durch Thailand. Sie heirateten 1972 in Bangkok und lebten in Chiang Mai. Ihren Sohn Frank, nun schon im Grundschulalter, unterrichtete sie selbst, nachdem sie mit der amerikanischen Schule dort nicht zufrieden war.
In der Zwischenzeit suchte Johannes Gwildis einen Altersruhesitz, den er 1975 in Stolpe fand: die alte Villa am Gärtnersteg, die er von Familie Steenhoek erwarb. Besonders gefiel ihm das riesige Grundstück am See.
Bevor Frank aufs Gymnasium nach Kiel wechseln sollte, zog er 1976 mit seiner Mutter nach Stolpe um. Hier besuchte er die 4. Klasse der Grundschule Stolpe.
In Stolpe fand Hannelore Gwildis die Ruhe, ihre Geige zu spielen. Hannelore Gwildis schloss sich der Dorfgemeinschaft nicht an, sondern lebte sehr zurückgezogen. Doch die Kinder freundeten sich an. Thomas Wendt besuchte dort oft seinen Freund Frank und bewunderte das Geigenspiel seiner Mutter. Ihn faszinierten die ungewöhnlichen Spiele z.B. das Schneckenrennen, für das Hannelore Gwildis die Häuschen bunt gekennzeichnet hatte. Auch nahm sie die Feiertage nicht so genau, da suchte man schon einmal Ostereier im Sommer!
Aber auch der Fußball verband die Kinder. Sie spielten gemeinsam in der Jugendabteilung des TSV Wankendorf.
Überall im Haus waren Kunstgegenstände aus Thailand ausgestellt. Für die Kinder eine Reise in eine exotische Welt, die sie nie wieder vergaßen.
Da die Busverbindungen schlecht waren, fuhr Dr. Hannelore Gwildis ihren Sohn später täglich nach Kiel zum Gymnasium. Dort studierte sie Musikwissenschaften. Ab 1977 unternahm sie mehrere Konzertreisen durch Indien, Bangladesch und Burma, auf denen Frank sie meist begleiten durfte.
1982 zerschlugen sich alle Zukunftspläne, als Johannes Gwildis in Thailand plötzlich einem Herzinfarkt erlag. Er wurde in Dietzenbach / Hessen beerdigt.
Der Abschied von Dr. Hannelore Gwildis aus Stolpe vollzog sich in Raten. Im Sommer 1979 schon zogen Mutter und Sohn nach Darmstadt, 1982 nach Frankfurt am Main. Die Sommerferien 1983 verlebten sie in Stolpe und renovierten den unteren Teil der Villa, um ihn vermieten zu können. 1984 zog Familie Hollstein – Ganz ein. Der Frankfurter Ernst-Dietrich Haberland, Ingenieur und Maler und Dr. Gwildis Lebensgefährte über 30 Jahre lang, erinnert sich noch gut an die Besuche in der Villa in Holstein. Dr. Hannelore Gwildis verkaufte die Villa 1986 an das Lehrerehepaar Karl-Heinz Ganz und Karin Hollstein-Ganz. Sie kehrte Stolpe 1986 endgültig den Rücken. In Frankfurt am Main hatte sie ihre Tätigkeit als Ärztin wieder aufgenommen. Jedoch widmete sie sich immer mehr der Musik, gab Konzerte, arbeitete als Musikpädagogin und gründete ein eigenes Institut.
Zusammen mit ihrem Lebenspartner engagierte sie sich im Frankfurter Künstlerclub, deren erster Vorsitzender Ernst-Dietrich Haberland für lange Jahre werden sollte. Dr. Hannelore Gwildis selbst trat bei vielen Konzerten als Violinvirtuosin auf.
Sohn Frank lebt seit 20 Jahren im Raum Gießen und ist an der Uni als Musikdozent und für das Stadttheater musikalisch tätig. 1996 wurde der erste Enkel geboren. Bei der Geburt des zweiten Enkels stand sie persönlich am OP-Tisch, damit der kleine Erdenbürger alles zum Besten vorfand. Sie war eine begeisterte Großmutter.
2013 erkrankte Dr. Hannelore Gwildis schwer. Sie verstarb am 22. März 2014. Ihre Urne wurde im Familiengrab in Dietzenbach neben der von Johannes Gwildis beigesetzt.