Die von Coselschen Erben (1744 – 1783)
Als Christian Detlev von Brockdorff am 4.5.1744 unverheiratet und ohne eigene Erben verstarb, erbte seine jüngere Schwester Anna Constantia, die Gräfin von Cosel, Gut Depenau. Diese saß jedoch seit 1716 auf der Burg Stolpen in Sachsen in Festungshaft, weil sie bei ihrem ehemaligen Liebhaber König August dem Starken in Ungnade gefallen war. Er hatte ihr ganzes Vermögen eingezogen. So konnte sie das Erbe nicht direkt antreten.
So stur der barocke König gegenüber der gefallenen Mätresse war, umso mehr sorgte er sich um seine drei legitimierten Kinder. Für sie verwaltete er das von Coselsche Vermögen, das Anna Constantia mit viel Geschick und Finesse angehäuft hatte. Und als aus der weiteren Verwandtschaft ein Erbschaftsstreit über Gut Depenau hereinbrach, setzte er seine Kuratoren an, um das mütterliche Erbe seiner Kinder zu schützen. Seine Verhandlungen liefen mit dem dänischen König und dem russischen Zaren. Gut Depenau war für die Kinder der Gräfin Cosel gerettet.
Als direkter Erbe kam nur der einzige Sohn der Gräfin von Cosel und des sächsischen Kurfürsten August des Starken infrage, Friedrich August von Cosel. Er war 1712 geboren, also gerade 32 Jahre alt und als Alleinerbe eingesetzt. 1724 hatte August der Starke seine drei Kinder in den Grafenstand erhoben.
Augusta Constantia, die älteste Tochter, geboren 1708, vermählte August der Starke mit 17 Jahren an den wesentlich älteren Friedrich Graf von Friesen. August der Starke ließ es sich nicht nehmen, ihr eine großartige Hochzeit auszurichten, für die der Ausbau des mütterlichen Schlosses Pillnitz massiv vorangetrieben wurde. Bei der Hochzeit wurde die Schlacht von Tamesvar in Ungarn dargestellt. Die damals eingetretene historische Pattsituation wurde als glorreicher Sieg der Sachsen gezeigt. Zudem bekam sie von ihrem Vater eine Mitgift aus dem Vermögen der Mutter von 100 000 Reichstalern. Das Fest dauerte vom 3. bis zum 25. Juni 1725.
Am 25.11.1727 gebar Augusta Constantia ihren zweiten Sohn. Sie selbst starb am 4. Februar 1728 an den Pocken. Nach der Trauerfeier in der Kirche meinte der Küster Kratzgeräusche aus dem Sarg gehört zu haben. Er meldete dies, man musste jedoch auf eine Genehmigung warten, den Sarg zu öffnen. Als das endlich geschah, war Augusta Constantia tot. Im Innern des Sargdeckels fanden sich Kratzspuren. Augusta Constantia von Friesen war nur 20 Jahre alt geworden.
Ihre Schwester Friederike Alexandra wurde ebenso wie ihre Schwester vom sächsischen Kurfürsten verwöhnt. Mit 18 Jahren erhielt sie von ihm ein wertvolles Halscollier aus dem Erbe seiner verstorbenen Ehefrau Christiane Eberhardine im Wert von 30 000 Reichsmark. Auch für sie suchte er einen standesgemäßen Ehemann aus. Am 18.2.1730 heiratete sie den polnischen Krongroßschatzmeister Anton Graf Moszynsky. Am Hochzeitsabend gab es am Hof in Dresden ein großes Soupé, zu dem sogar der preußische König Friedrich Wilhelm I. kam. Aus dem Vermögen ihrer Mutter, die sie nie wirklich kennengelernt hatte, erhielt sie eine Mitgift von 100 000 Talern. 1731 wurde der erste Sohn Friedrich August, 1738 der zweite Sohn Friedrich Joseph posthum geboren. Nachdem Graf Moszynsky schon 1737 verstorben war, lebte sie in Dresden. Sie ließ sich von 1742-44 ein Palais und eine Gartenanlage im Rokokostil errichten, in dem sie viele Feste für den Dresdner Adel gab. Sie verstarb im Jahr 1784. Aus dem Erbe der Mutter hatte sie nur 1000 Taler erhalten.
Friedrich August zog in jungen Jahren schon mit seinen Halbgeschwistern ins Feld. Infolge des Österreichischen Erbfolgekrieges konnte er sich unter dem Kommando seines ältesten Halbbruders Moritz von Sachsen und an der Seite der beiden Halbbrüder Friedrich August Graf von Rutowski und Johann Georg Chevalier de Saxe bei der Einnahme von Prag auszeichnen. Aufgrund seiner Verdienste wurde er zum General der kursächsischen Infanterie ernannt, und war Befehlshaber der Garde du Corps. Doch schon 1746 legte er den Degen nieder, da ihm das Militärische eigentlich nicht lag. Am 1.6.1749 vermählte er sich mit der 11 Jahre jüngeren Gräfin Friederike Christiane von Holtzendorff. Der erste Sohn 1750 verstarb, dann wurden 1752 Constantia Alexandrina, 1755 Sohn Gustav Ernst geboren, 1757 seine Schwester Charlotte Luise Marianne und schließlich 1758 sein jüngster Sohn Sigismund.
1763 erwarb er eine Ruine im Dresdner Stadtgebiet und erbaute dort das Cosel-Palais. Er hat es aber praktisch nie bewohnt, ebenso wie Gut Depenau. Tatsächlich wurde Gut Sabor in Niederschlesien zur Heimat der Familie von Friedrich August von Cosel. Er kaufte im Jahr 1767 von einem Coschützer Bauern ein Talstück „Am hohen Stein“, um hier Kupferbergbau zu betreiben, der sich allerdings als unergiebig erwies. Ein 16 m weit begehbarer Stollen mit der Inschrift „17 -DER NEUE SEGEN GOTTES – 67“ am Eingangstor erinnert noch heute an diesen Versuch des Kupferbergbaus im Plauenschen Grund. Graf von Cosel ließ später das hinter der Königsmühle stehende Huthaus in ein Landhaus umbauen. Diese „Cosel – Villa“, die auf Steinbögen stand, durch welche die Weißeritz floss, bot einen sehr romantischen Anblick.
Hier auf Sabor verstarb er zwei Tage vor seinem 58. Geburtstag am 15. Oktober 1770.
Das Gut Depenau erbte sein jüngster Sohn Graf Sigismund. Im Alter von 25 Jahren wurde er Premier-Lieutenant bei den Garde du Corps. Wie sein Bruder Gustav Ernst blieb er unvermählt. Möglicherweise war er überfordert mit der Bewirtschaftung des Gutes Depenau, denn die Aufstände der Leibeigenen hielten auch ihn in Atem. Schon 1779 verkaufte er Gut Depenau an seine Mutter Friederike Christiane von Holtzendorff. Nach einem erneuten Aufstand 1782, der nur durch Einsatz des Militärs niedergeschlagen werden konnte, streckte auch diese die Waffen und verkaufte Gut Depenau 1783 an den französischen Marschall Graf Nikolaus von Luckner.
Sigismund von Cosel wurde nur 28 Jahre alt und verstarb am 30. Juni 1786.
Als auch der ältere Bruder Ernst Gustav am 29.10.1789 ohne Erben verstarb, war die männliche Linie derer von Cosel ausgestorben.