Drei Generationen Kolonialwaren

Kutsche vor dem Laden 1941
Kutsche vor dem Laden 1911, rechts Amalie und Martha Lüthje, auf dem Wagen Detlef Lüthje

Um die Jahrhundertwende 1900 kaufte Detlef Lüthje aus Daldorf die Landinstenstelle der Witwe Maria Anna Schlüter geb. Lütjohann seeseitig an der südlichen Dorfstraße gelegen. Ihr verstorbener Ehemann Claus Schlüter hatte diesen Hof nach 1872 aufgebaut.

Neben der Landwirtschaft betrieben Detlef Lüthje und seine Frau Amalie eine Hökerei: Colonialwaren-Handlung Detlef Lüthje.

Colonialwaren Delef Lüthje
Colonialwaren Delef Lüthje mit Amalie und Martha Lüthje

Das Hofland der Landinstenstelle ging nach Osten bis zum Stolper See und nach Süden bis zur Böttgerschen Koppel, der Feuchtwiese am See. Zusätzlich besaß die Familie noch ein Stück Land auf dem Kamp, das später Tredes Tann genannt wurde, wegen der wenigen Tannen, die dort standen. Es lag genau dort, wo heute im Wiesenweg die Autobahnunterführung ist.

Ihre Tochter Martha Wilhelmine, 1886 noch in Daldorf geboren, heiratete 1914 den Landwirt Hermann Trede aus Langwedelerfeld. Sie übernahmen die Landwirtschaft und die Hökerei der Eltern. Es hieß nun: Kolonialwaren Hermann Trede.

Kolonialwaren Trede
Kolonialwaren Hermann Trede

Der Kolonialwarenladen Trede lag in der Dorfstraße 53. Hermann Trede und seine Frau Martha hatten zwei Kinder: Kurt Detlef, der im 2. Weltkrieg blieb, und von dem man bis heute nicht weiß, wo und wann er gefallen ist, und eine Tochter, Anne Amalie.

Anne Trede, geboren 1920, besuchte die Stolper Volksschule bis 1934. Bis September 1935 war sie bei Bäcker Harder in Neumünster-Einfeld in Tätigkeit. Dann ging sie für 3 Jahre bei Frau Maaß in Nienthal bei  Lütjenburg in Stellung, und noch ein Jahr zu Frau Ströh auf den Gutsbetrieb Wiesenhof bei Hasenmoor über Kaltenkirchen.

Dann kehrte sie im August 1939 auf den elterlichen Hof zurück.  

Nach dem Krieg lernte sie in Langwedelerfeld auf dem Hof ihres Onkels väterlicherseits den Flüchtling Johannes Schulz kennen und lieben.

Hochzeit 1948
Hochzeit von Anne Trede und Johannes Schulz 1948

Johannes Schulz stammte aus Königsberg. Seine Familie besaß dort vor dem Krieg eine Gaststätte mit Schiffsanleger, wo am Wochenende viele Ausflügler Erholung und Ruhe suchten. Die Eltern und beide Brüder flüchteten vor der Roten Armee nach Nordrhein-Westfalen, während es Johannes Schulz nach Schleswig-Holstein verschlug.

Nach ihrer Heirat 1948 übernahmen Anne und Johannes Schulz den Kolonialwarenladen auf der Diele von Hermann Trede. Es hieß nun: Kolonialwaren Johannes Schulz.

Kolonialwaren Schulz
Kolonialwaren Johannes Schulz

Trat man in die Diele in der Mitte des Hauses ein, stand dort ein großer Tresen. Die Doppeltür geradeaus führte in die Küche, die Tür nach links in ein Zimmer und nach rechts in die Wohnstube. Rechts neben dem Tresen ging eine Treppe ins Obergeschoss. Hinter dem Tresen befanden sich die Regale, in denen die Waren ausgestellt waren. Zum einen konnte man Zigarren und Zigaretten, Kautabak, Spirituosen, sowie Nähgarn, Wäscheknöpfe, Wäscheklammern, Stahlstecknadeln und Waschmittel kaufen; zum anderen hielt der Laden Lebensmittel für den täglichen Bedarf vor: Lose Butter und Käse, Kaffee, Nährmittel, Obst und Gebäck. Selbst Brot konnte man im Kolonialwarenladen Schulz kaufen. Das Brot lieferte die Bäckerei Brauer neben der Schule täglich frisch.

Zigarren Zigarillos (3)
Zigarren und  Zigarillos

Der Kolonialwarenhändler Johannes Schulz nahm jedoch auch Bestellungen an und brachte die Waren zu den Kunden ins Haus, so zum Beispiel auch zur kleinen Pension Schade auf der Nettelseer Seite des Holzsees. Wollte er seine Waren liefern, wurde er mit dem Ruderboot herüber gerudert.

Martha und Hermann Trede 1964
Martha und Hermann Trede 1964

Selbst sein Schwiegervater Hermann Trede, schon im Rentenalter, beteiligte sich am Geschäft, indem er mit dem Fahrrad Waren auslieferte.

Mit der Ausbreitung der Supermärkte und der zunehmenden Mobilisierung der Menschen lohnte sich die Aufrechterhaltung des Kolonialwarenladens nicht mehr. 1969 wurde er geschlossen, die Landwirtschaft wurde 1970 aufgegeben.

Johannes und Kurt Schulz
Johannes und sein Sohn Kurt Schulz beim Melken der Kühe in Tredes Tann

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert