Die „Alte Schwentine“ im Fokus
von Gerd Dreßler
Im mit über 60 Gästen besetzten Dorfgemeinschaftshaus in Stolpe reflektierte Gerd Dreßler am 07. September seine kulturhistorische Landschaftsbetrachtung entlang des Flusses Alte Schwentine. Die „Betrachtung der Region mit dem Herzen“ sei ihm ein Anliegen, das er weitergeben möchte, so der Referent eingangs seiner 90-minütigen Präsentation, die mit vielen Fotos unterlegt war.
Dabei wurde dem interessierten Publikum unter anderem dargelegt, wie der regional belegte Anspruch auf die Namensgebung „Alte Schwentine“ historisch abzuleiten ist. Dreßler orientiert sich dabei an der unter Heimatforschern mehrheitlich vertretenen Auffassung, dass die Verlaufsbeschreibung des „Limes Saxoniae“ aus dem 12. Jahrhundert entlang des Flusses beim Schwentinefeld in Bornhöved beginnt und in Preetz beim Kloster endet.
Unter Reflektion auf die gesellschaftlichen Umbrüche auf dem Land beim Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert und die politische Entwicklung im Herzogtum Holstein während der Erhebung 1848 erfahren heute die Begriffe Vaterland und Heimat neue sinnstiftende Bedeutung, die eine Identifizierung mit der Region ermöglichen, so Dreßlers Petitum an die Anwesenden.
Die Anreicherung des Vortrages mit zum Teil heute humorvoll erscheinenden Episoden aus der vergangenen Zeit, aber auch mit zeitgenössischen Darstellungen der sozialen Verhältnisse auf dem Lande machte die Präsentation vor Ort in Stolpe erlebbar. Es waren die Bauern und Landarbeiter aus Stolpe, die 1707 gegen die despotisch auftretenden adeligen Grundbesitzer von Gut Depenau aufmüpfig wurden und ihre Rechte einklagten.
Die Verkoppelungsverordnung von 1771 leitete eine Flur-Neueinteilung ein, die zum Ursprung der heutigen Knicklandschaft in Schleswig-Holstein wurde. Der Flurbereinigung nach dem II. Weltkrieg hingegen mussten viele Knicks weichen, sodass der Bestand auf 1/3 zurückging. Die Diskussion um die Knickpflege ist seitdem nie verstummt; Naturnutzer und Naturschützer sind aufgefordert, gemeinsam an Erhalt und Verbesserung dieser einmaligen Kulturlandschaft mitzuwirken, so der Appell des Referenten mit einem Hinweis auf die Zukunftsperspektiven der Region und die Ausprägung des Begriffes Heimat als sinnstiftende Orientierung für die Bewohner der Region.