Veränderungen im Urzeithof – 2023
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“
Aus: Hermann Hesse: „Stufen“
Als Katrin Mohr mir am letzten Donnerstagmorgen in meiner Küche gegenübersitzt, wo wir uns zu einem ungezwungenen Gespräch verabredet haben, schaut sie etwas traurig drein, denn seit kurzem ist ihr Kabel durch die Bauarbeiten für das neue Baugebiet „Kräuterpark“ durchtrennt worden. Kein Festnetztelefon, kein Internet und das Datenvolumen beim Handy ist schon fast aufgebraucht. Also setzen wir erstmal eine Meldung über Facebook „Stolpe am See“ ab.
Sie berichtet über die neue Situation im Urzeithof, über die schwierige Situation mit ihrem Ex-Partner, aber auch über die Geschiebesammler-Freunde, die jetzt alle wiederkommen und fragen, ob sie ihr helfen dürfen. Und ihre Antwort ist: „Ja, bitte!“ Und wie bei einer Schwarm-Intelligenz fügt sich eines zum anderen, zu neuen Strukturen, die nicht sofort, aber in naher Zukunft umgesetzt werden können.
Material ist da – in Hülle und Fülle, was für die museumspädagogische Ausrichtung auch ein Fluch sein kann. Das Museum wird neu aufgebaut, entrümpelt, mit weniger, aber beeindruckenden Exemplaren ausgestattet.
Die Zeitreise durch die Frühgeschichte der Erde bleibt, aber sie wird so intuitiv aufgebaut, dass die Besucher *innen dem richtigen Weg folgen und nicht falsch abbiegen. Weniger Exponate, dafür mehr Erklärung. Denn, seien wir doch ehrlich, wer hat schon über die Erdgeschichte einen kompletten Überblick, und das in der richtigen Reihenfolge? Also wird es alte Schul-Wandkarten über die einzelnen Erdzeitalter geben, die man eingehend studieren kann. Nur das Jura fehlt – Wie ärgerlich! Gibt es irgendwo noch eine Wandkarte übers Erdzeitalter Jura?
Die Sache mit den zu vielen Exponaten in den Vitrinen spricht mir aus der Seele. Ich gehe nicht gern durch Gänge mit gut gefüllten Vitrinen, deren – meist lateinische – Beschriftungen mir wenig sagen. Obwohl ich das Kleine Latinum habe…
Das Naturkundemuseum in Hamburg hat dem Urzeithof Vitrinen geschenkt, in denen man Geschichten aus der Urzeit erzählen und nachbilden kann. Die App fürs Handy wird neu aufgebaut. Und ein QR-Code führt zu weiteren Informationen. Alle Exponate, die nicht ausgestellt werden, kommen ins Archiv. Und das ist wieder eine Arbeit für die Zukunft, genau wie die naturkundliche Ausstellung mit Tieren, die Katrin Mohr vorschwebt.
Ideen gibt es genug – und Platz.
Um das Museum und die Sammlungen des Urzeithofs für die Zukunft zu sichern, wird gerade alles in eine Stiftung überführt. Der Name steht noch aus. Mit einem Stiftungsrat an der Spitze nimmt das Schicksal der Urzeithof-Fossilien seinen gesetzlich festgelegten Gang. Das ist, wie ich finde, eine sehr weise Entscheidung.
Und – last not least. Der Urzeithof wird noch digitaler. Er arbeitet jetzt zusammen mit der Plattform „Steinkern.de – die Fossilien-Community“ von Sönke Simonsen.
Es geht weiter für den Urzeithof.