Der kleine Stolper Schneemann

Einst wurde der kleine Schneemann aus Holz von Klaus geschaffen, mit seinem schwarzen Zylinder, seinem roten Schal – und mit dem Stolper Wappen vorn auf der Brust, über seinen Knöpfen aus Kohle und seinen beiden Ärmchen aus geweißtem Kabel. Und natürlich mit seinem lieben Gesicht, mit seiner roten Nase, dem freundlich lächelnden Mund und mit den beiden großen Augen, mit denen er sich die Gegend angucken kann, und seinen leicht hochgezogenen Augenbrauen.

Alles in allem war er ein extrem hübscher Schneemann. Seine Brüder hatten andere Accessoires, aber dieser gefiel Thomas und Thea besonders mit seinem Stolper Wappen auf der Brust. Klaus hatte viele Schneemänner gebastelt, als Geschenk für Lenis und Klaus‘ Gäste beim traditionellen Abgrillen draußen im Garten über dem Stolper See.

Das Abgrillen findet jedes Jahr im Dezember an einem Sonntag statt, egal, ob es regnet oder die Sonne scheint. Egal ob man sich den Hintern abfriert und man es gar nicht schafft, so schnell den Glühwein zum Wärmen hinterherzuschütten, wie man kalt wird.

So passte der Schneemann also sehr gut in diese Zeit. Und das Schöne dabei war, dass er sich keine Sorgen vor der Eisschmelze zu machen brauchte, denn schließlich war er aus Holz.

Es wurde Frühjahr und Sommer und Thomas und Thea freuten sich einfach über ihn, weil er so hübsch war. Aber ihn nur alleine anzuschauen, gefiel den Beiden auch nicht mehr. Und als der Herbst bald zu Ende ging und das Anleuchten des Stolper Tannenbaums bevorstand, erschien ihnen die Idee, den kleinen Schneemann mitten in die grünen Zweige des großen Tannenbaumes zu setzen, als sehr gut.

Natürlich dachten sie jedes Mal ein wenig bange, ob ihn, den kleinen Schneemann nicht jemand so süß fand, dass er ihn mitnehmen wollte. Und man sah dem Schneemann an, dass er ebensolche Befürchtungen hatte, weil seine Augenbrauen immer ein wenig hochgezogen waren.

Alles ging gut, bis auf dass ihm mal der Zylinder herunterfiel. Dann wurde der wieder festgemacht. Und einmal verlor er sein Wappen, denn das Wetter in diesen Breiten ist ja nicht unbedingt gut zu solch kleinen Schneemännern. Und so wurde auch das ersetzt.

Aber jetzt, in diesem Jahr, lag er auf einmal unter dem Baum. Er lag da wie ein Maikäfer auf seinem Rücken, dem es nicht mehr gelingt, sich von selbst zu befreien. So fand ihn Thomas, als er mit Bragi spazieren ging und weil er sich vorgenommen hatte, beim Schneemann nach dem Rechten zu sehen.

Der Anblick war schon ein bisschen traurig. Ihm fehlte das linke Ärmchen, auch sein Wappen, All das hatte der Sturm Zoltan mit sich fortgetragen.

Nun befindet sich der kleine Schneemann in Sicherheit, bei Thomas und Thea zuhause. Er wartet jetzt auf sein neues Ärmchen. Und Thea sucht gerade nach dem laminierten Ersatz-Wappen, das von Thomas wieder festgeklebt werden kann.

Schließlich ist er bald wieder heile. Und dann darf er wieder zu seinem Platz zwischen den Zweigen des Stolper Weihnachtsbaumes, zwischen all die Lichter, die roten Schleifen und die weißen Kugeln.

Und da freut er sich drauf. Das sieht man an seinem freundlich lächelnden Mund.

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