Entstehungsgeschichtlicher Rückblick
Die Siedlungsgeschichte Bornhöveds und Umgebung beginnt in der Mittleren Steinzeit vor etwa 10 000 Jahren. Bevorzugter Lebensraum der Jäger- und Fischerbevölkerung waren die Westabhänge des Seengebietes, Flussläufe, Inseln und Halbinseln. Mit dem Übergang zur Wirtschaftsweise der Ackerbauern und Viehzüchter in der Jüngeren Steinzeit wurden die genutzten Flächen landeinwärts ausgeweitet, was eine Verlagerung der Wohnplätze mit sich brachte. Der Raum um Bornhöved bot aufgrund seiner Waldarmut gute Voraussetzungen zur Entwicklung eines Siedlungsschwerpunktes. Die günstige natürliche Lage ließ Bornhöved in der Bronzezeit zu einem Knotenpunkt für den Überlandverkehr werden. In der Eisenzeit setzte ein Bevölkerungsanstieg ein. so dass die Siedlungsräume vermutlich durch Rodungen erweitert worden sind.
Zwischen dem 3. und 8. Jahrhundert wurde Schleswig-Holstein durch die Völkerwanderung entsiedelt. Im Zuge der großen, slawischen Westbewegung wanderten im 7. Jahrhundert Angehörige des wendischen Stammes der Abotriten nach Ostholstein ein. Sie legten ihre Siedlungen vor allem an den Ufern von Seen und Wasserläufen an und bevorzugten leicht zu bearbeitende Böden. Bis zum Ende des 8. Jahrhunderts drangen sie zum Bornhöveder Raum vor und gründeten Sventipole, den Vorläufer des heutigen Bornhöved. Die Ortsnamen Belau, Perdoel und Stolpe zeugen von der slawischen Besiedlung. Die Völkerscheide zwischen den Slawen und den westlich benachbarten Sachsenstämmen der Holsten und Stormarner bildete eine breite, unwegsame Grenzzone, der „Limes saxoniae“. Er verlief östlich von Bornhöved vorbei in Richtung Stocksee, von dort zum Nordufer des Schmalensees und folgte dem Westufer des Belauer und Stolper Sees nach Norden. Eine Änderung der politischen Verhältnisse hatte 818 zu seiner festeren Anlage geführt. Das Bornhöveder Seengebiet befand sich somit in einer Grenzlage.
Das Bestreben der Slawen, ihre Siedlungsgebiete nach Westen auszudehnen, mündete 1138/39 in ihrer Vertreibung und der Zerstörung ihrer Dörfer durch Holsten und Stormarner. Im Zuge der Ostkolonisation ließen sich Siedler aus dem benachbarten Holstein im Bereich der Bornhöveder Seenkette nieder. Der holsteinische Landesälteste, der oberste Gerichtsherr Marcrad, siedelte sich 1142/43 hier an und gilt als Gründer von Bornehovede („Quellenhaupt“), dem heutigen Bornhöved. Aufgrund seiner Anwesenheit und der guten Verkehrslage tagte das holsteinische Landesthing in Bornehovede und verlieh ihm überregionale Bedeutung.
Weiter nördlich wurde Wanikendhorpe („Dorf des Waniko“), das heutige Wankendorf, gegründet, das sich in der Neuzeit zum zweitgrößten Dorf des Untersuchungsraumes entwickelte.
Quelle: Klaus Riecken