Caroline Bertheau

Caroline Fliedner
Caroline Fliedner geb. Bertheau

Caroline Bertheau wurde am 26.1.1811in Hamburg als neuntes Kind des Weinhändlers Henry Auguste Bertheau und seiner Frau Carolina, einer hugenottischen Familie, geboren. Caroline besuchte die Schule der Amalie Sieveking, die sie zur Hamburger Erweckungsbewegung brachte.

Nachdem der Vater 1831 verstarb, kam die Familie in finanzielle Nöte. So trat Caroline Bertheau eine Stelle bei Verwalter Völker auf Gut Depenau an. Besitzer waren zu der Zeit die Erben des Grafen Nikolaus von Luckner, d.h. der Enkel des Grafen Adam von Luckner.

„Ihre Aufgaben bestanden in Depenau einerseits im Unterrichten der beiden Töchter des wohlhabenden Gutspächters Völker, dessen Inhalte aufgrund der fehlenden Normierung der Mädchenerziehung in das Ermessen der Erzieherin gestellt und nach dem Vorbild der Unterweisung Amalie Sievekings aufgebaut waren, andererseits in der Unterstützung der Organisation des ländlichen Haushalts. Schon früh gelang es Caroline, eine Stellung in der Völkerschen Familie zu erwerben, die weit über die einer Kindererzieherin hinausging. Die Genehmigung der Völkers, die Familie in Hamburg mehrmals im Jahr besuchen zu dürfen, zeugt ebenso wie mehrere Einladungen der Familie Bertheau auf das Gut von der Hochschätzung, die Caroline von ihren Arbeitgebern erfuhr. Verschiedentlich wurde sie gefragt, ob sie nicht Schwestern habe, die geneigt seien, vergleichbare Stellungen anzunehmen und ihr Bruder Hermann, der es in Norwegen zu beachtlichem Wohlstand gebracht hatte, suchte 1835 für seine sechs Kinder eine Erzieherin, die „möglichst so sein [sollte] wie seine Schwester Caroline“.

Im Herbst 1837 wurde das Gut in Depenau (an Georg Eduard Boehme) verkauft, was Unsicherheiten in Bezug auf Carolines Stelle bei den Völkers mit sich brachte und das Arbeitsverhältnis schließlich beendete. Von beiden Seiten wurde dies als äußerst schmerzlich empfunden. Caroline begleitete die Völkers nach ihrem Auszug aus dem Gut im Mai 1838 ein knappes Jahr bei Verwandtenbesuchen, da sich die Familie nicht entschließen konnte, ein neues Gut zu übernehmen. Aus diesem Grund wechselte sie vor ihrer Rückkehr nach Hamburg Ostern 1840, 1839 nach Lehmkuhlen, um die Töchter eines Sohnes ihres Arbeitgebers zu unterrichten.

Der Auszug aus dem Depenauer Gut wurde von einem Ereignis überschattet, das möglicherweise nicht nur den entscheidenden Impetus für Carolines Eintritt in das Hamburger Allgemeine Krankenhaus gab, sondern auch ihr für 1838 bezeugtes Interesse für die Kaiserswerther Diakonissen-Anstalt erklärt:

Eine Dame aus Lübeck, die zu Besuch bei dem neuen Gutsbesitzer (Boehme) weilte, erkrankte schwer und starb unmittelbar nach ihrer Rückkehr nach Lübeck. Caroline berichtete ihrer Familie nach Hamburg von einem Nervenfieber. Dem entspricht, dass zunächst niemand Ansteckung befürchtet hatte. Als einige Tage später beim Auszug der Völkers von dem Gut einige ihrer Knechte über ähnliche Symptome wie die Lübecker Dame klagten, stellte sich heraus, dass das für harmlos gehaltene Nervenfieber der Typhus war, der rasch um sich griff und zahlreiche Menschen dahinraffte, unter ihnen die Tochter des neuen Gutsbesitzers. Hier machte Caroline ihre ersten (negativen) Erfahrungen mit der Krankenpflege – wenn die Versorgung der Kranken überhaupt als solche zu bezeichnen war, wurde sie doch ausschließlich von völlig unerfahrenen Frauen aus den Tagelöhnerkaten besorgt.“ *

Soweit der Bericht aus Caroline Bertheaus Depenauer Zeit. 1840 trat sie ein in das Hamburger Krankenhaus St. Georg, wo sie auf Vorschlag von Amalie Sieveking Oberaufseherin wurde. Hier traf sie Theodor Fliedner, den sie 1843 heiratete.  Mit ihm hatte sie acht Kinder, bis er 1864 starb. Insgesamt war sie über 40 Jahre Vorsteherin der Kaiserswerther Diakonie.

Grabplatte Caroline Fliedner
Grabplatte Caroline Fliedner

Sie überlebte ihren Mann um 27 Jahre und verstarb am 15.4.1892 in Monsheim.

* Zitat aus:

Katrin Irle: Leben und Werk der Caroline Fliedner geb. Bertheau, der zweiten Vorsteherin der Diakonissen-Anstalt Kaiserswerth

Siegen, 2002

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert