Eine Post- und Jausenstation auf dem Kielerkamp
Der Schefenhof war eine Pferdewechsel- und Jausenstation an der alten Straße von Kiel nach Hamburg über Segeberg, die über den Kielerkamp lief. Seit jeher waren hier ebenfalls eine Krämerei und eine Poststation eingerichtet.
Die Reisenden der Kutschen erholten sich und aßen und tranken in der Gaststätte, während die Pferde ausgewechselt, und die verbrauchten Tiere auf die Weide entlassen wurden. Erholte Tiere wurden neu eingespannt. In der Krämerei konnten sich die Reisenden mit allem Notwendigen für die Weiterfahrt versorgen, denn die Reise nach Hamburg war lang und beschwerlich.
Die Menschen auf den Höfen des Kielerkamp wohnten entfernt vom Dorf Stolpe, zu dem sie seit jeher gehörten. Sie brauchten ebenfalls eine Einkaufsmöglichkeit vor Ort, denn die meisten Erledigungen wurden zu Fuß getan. So waren den Gaststätten kleine Kaufläden, Krämereien, wo man Lebensmittel und andere wichtige Gegenstände des täglichen Bedarfs erhielt, angeschlossen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts unterhielt dort I. Löhndorf, ein/e Verwandte/r von Wilhelm Löhndorf auf dem gegenüberliegenden Hof Pfortenberg eine Gastwirtschaft mit Krämerei. Nachdem die Zeit der Pferdekutschen vorüber war, und das Automobil und die Eisenbahn sie ersetzt hatten, wurde es ruhig am Kielerkamp. Zwar fuhr ab 1911 die Kleinbahn Kiel-Segeberg etwas westlich des Kielerkamps auf der Bahntrasse vorbei, aber der Kielerkamp selbst hatte keine Haltestelle abbekommen.
Die Gaststätte entwickelte sich zum beliebten Ausflugslokal, für die Stolper und andere Menschen aus der Region. Besonders an den Feiertagen im Sommer zogen die jungen Leute hinaus, um unter dem großen Birnbaum zu feiern.
Im und nach dem 2. Weltkrieg war Emma Kelling Wirtin, Krämerin und Posthalterin auf dem Kielerkamp.
Ihre Tochter führte die Poststation. Sie verunglückte mit dem Postwagen in Nettelau an der Kleinbahn.
Opa Kelling fuhr mit dem Pferdefuhrwerk Bierfässer der Neumünsteraner Holsten-Brauerei zu den Gaststätten der Umgebung.
In der ehemaligen Durchfahrt der Pferdewechselstation wurde der Danz op de Deel abgehalten. Wenn unter den Burschen vom Kielerkamp Streit ausbrach, stand Opa Kelling in der Tür. Er war ein 2m großer Mann und entsprechend breit gebaut. Diese Geste reichte, damit beim Tanz wieder Ruhe einkehrte.
Der große Birnbaum, der in der Ecke zwischen Gaststätte und Durchfahrtshaus stand, hatte immer besonders große, saftige Birnen. Er wurde von den jungen Männern regelmäßig „gedüngt“.
Später im Alter wurde sie allseits „Oma“ Kelling genannt. Auch die Arbeiter der DEA, die an der nahen Pumpstation „Warnau 2a“ unten am Krummendiek arbeiteten, kamen gern auf ein Bier vorbei.
Nach ihrem Tod wurden Gaststätte und Krämerei geschlossen. Ihre Enkelin Ingrid verh. Rave baute am Ölweg zusammen mit ihrem Mann Günter Rave ein Einfamilienhaus an. Der Rest des Anwesens wurde geteilt. Ab 1965 ließ sich im südlichen Teil des Schefenhofes der aus Kiel-Hammer stammende Metzgermeister Kurt Sieck mit seiner Frau Tea nieder und errichtete dort eine Metzgerei. Seine Spezialitäten wie Katenschinken, Holsteiner Mettwurst und Landleberwurst verkaufte er auf den Kieler Wochenmärkten. Seit Anfang des neuen Jahrtausends ist auch hier aus Altersgründen die Betriebsruhe eingekehrt.
Eine lebendige Zeit am Nordende des Kielerkamp ist Vergangenheit.