Der Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten in Stolpe (BHE)
Heute kennt kaum noch jemand den BHE, aber in den Nachkriegsjahren spielte er eine wichtige Rolle in der Parteienlandschaft Schleswig-Holsteins.
Im und nach dem 2. Weltkrieg rollte eine große Flüchtlingswelle aus den ehemals deutschen Ostgebieten über Schleswig-Holstein hinweg. Für diejenigen, die entlang der oder über die Ostsee geflüchtet waren, war Schleswig-Holstein ein sicherer Hafen. Die Städte und Dörfer nahmen Flüchtlinge in großer Zahl auf, häufig bis über die Belastungsgrenze. Die Flüchtlinge dagegen hatten alles verloren: Familienmitglieder, Haus und Hof, ihren Beruf und ihr Umfeld, sowie ihr Hab und Gut.
Der BHE war die Interessenvertretung dieser Menschen, die nichts anderes wollten, als schnell wieder ein normales Leben führen zu können und eine neue Heimat zu finden. Allerdings verstand sich der BHE auch als Interessenvertretung der Opfer des Bombenkriegs, der von der Währungsreform von 1947 Geschädigten und der nach 1945 aus dem Staatsdienst entlassenen Beamten mit nationalsozialistischer Vergangenheit. Letzteres wurde dem BHE lange angelastet. Sein großer Erfolg in den ersten Nachkriegsjahren führte auch zu seinem raschen Verschwinden, denn mit zunehmender Integration der Flüchtlinge in der Nachkriegsgesellschaft wählten sie ebenfalls die Parteien der westdeutschen Mehrheitsgesellschaft.
In Stolpe wurde Richard Schimkat als Vertreter des BHE gleich zweimal zum Bürgermeister gewählt. Zur Kreis- und Gemeindewahl von 1951 traten an: Werner Bienke, Maschinenschlosser; Otto Kaspritzki, Maurer; Heinz Lucht, Sägewerker; Rudolf Saat, Bäcker; Richard Schimkat, Kaufmann und Walter Zilia, ebenfalls Kaufmann.