Siedlungshof Pukall
Paul und Elli Pokall stammen beide aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten.
Elli Lusch kam nach der Flucht mit den Eltern aus Pommern nach Depenau zu ihrer Cousine Hildegard Brodauf geb, Bothe, die mit ihrer Familie nach der Flucht in einer der beiden Spatzenkaten an der Ochsenkoppel lebte. Elli und ihre Cousine kamen beide aus Wutzig, Kreis Friedeberg in Hinterpommern. Es war jedoch nicht genug Platz dort für Elli, sodass sie sich bei Familie von Quast auf Bundhorst als Küchenhilfe verdingte.
Paul Pukall war aus Gulbin, Kreis Rosenberg in Westpreußen mit seinem auf der Flucht einzig verbliebenen Sohn Horst auf Gut Ascheberg angelangt. Als gelernter Landwirt arbeitete er auf dem Hof des Grafen von Brockdorff – Ahlefeldt. Dort lernte er den Freiherrn von Quast-Vichel kennen, der auf dem Gut Verwalter war. Da von Quast vorhatte, den westlichen Teil von Gut Bundhorst von Wolf Friedrich Graf von Dürckheim – Montmartin zu kaufen, sprach er mit Paul Pukall ab, mit ihm gemeinsam das Land westlich der Landstraße nach Preetz incl. der 18 ha südlich der Landstraße nach Ascheberg zu bearbeiten. Zuerst nahm er Paul Pukall für ein Jahr mit auf den nordwestlich gelegenen Bundhorster Hof, genannt Sielbek, wo er die Landwirtschaft für von Quast betrieb, und er Elli Lusch kennen und lieben lernte.
Das Kulturamt in Kiel gab Herrn Pukall einen Kredit der Landesbank mit niedrigen Zinsen. Die Laufzeit belief sich auf 60 Jahre. Mit diesem Geld erwarb Paul Pukall die 18 ha südlich der Chaussee nach Ascheberg und machte sich selbstständig. Er baute an der Chaussee ein integriertes Wohnhaus mit Stall in T-Form. Die Ländereien des Hofes erstrecken sich bis zur Alten Schwentine und verlaufen südlich durch den Wald. Nach Osten grenzt das Land direkt an den nächsten Siedlungshof von Schäfer Kahl, später Walter Reimer.
Das Ehepaar Pukall bewirtschaftete den Hof in erster Zeit, wie sie es gewohnt waren, mit Kartoffeln. Die lehmige Erde war dafür jedoch nicht in großem Stil geeignet.
So wurde der Hof auf Milchwirtschaft umgestellt. Zuerst standen zwei Kühe im Stall, später waren es zehn. Als Arbeitspferde dienten zwei Belgier, eine alte Kaltblutrasse, die für ihre Ausdauer und Widerstandskraft berühmt ist. Daneben gab es eine Zuchtsau, die jährlich zum Deckeber gebracht wurde. Eine gute Sau warf pro Wurf bis zu 12 Ferkel. Diese wurden mit Kleie und Molke großgezogen.
Auf dem Hof lebten natürlich auch Hühner und Enten. Die Zuchtgans war eine graue pommersche Gans, der Ganter eine weiße Hausgans.
Zwischendurch wurden ein paar Puten großgezogen, die jedoch als Jungtiere sehr empfindlich gegen Kälte und Regen sind, und als Alttiere zum Teil recht angriffslustig. Das Geflügel lebte später in der großen Scheune.
Die Kühe waren sommers auf der Weide und wurden dort auch gemolken. An Tragebalken hängend wurde die Milch in den 50er Jahren in Kannen zum Hof zurück getragen.
1960, nachdem die Scheune stand, wurde ein Milchwagen angeschafft. Die Kühe konnten nun mit der Melkmaschine, die von der Traktorwelle angetrieben wurde, auf der Weide gemolken werden. Die Milchkannen wurden vorn an der Chaussee auf einem Holzgestellt abgestellt, wo sie ein Pferdefuhrwerk, später vom Traktor gezogen, abholte und zur Ascheberger Meierei brachte und die Kannen mit Molke oder Magermilch gefüllt wieder zurückbrachte.
Im Winter standen die Kühe rechts hinten im Stall. Die Schweine und die Pferde hatten ihre Boxen auf der linken Seite. In der Mitte des Stalles standen der Futtertisch und die Wannen zum Tränken der Tiere.
Für die Ernährung der Tiere wurde Weizen, seltener auch Gerste und Roggen angebaut. Das Getreide wurde von einem Lohnunternehmer in der Diele gedroschen.
In Ascheberg wurde es beim Landhandel Schmiedel in einer elektrischen Mühle zu Schrot gemahlen, die dabei anfallende Kleie war für die Aufzucht der Ferkel. Die ebenfalls benötigte Molke und Magermilch bekam Paul Pukall von der Meierei geliefert.
Aufgrund des Lastenausgleichs für Ostflüchtlinge konnte sich das Ehepaar Pukall 1960 den Aufbau der dringend benötigten Scheune leisten. Der erste Traktor war ein Deutz mit 15 PS. Später kam ein zweiter Deutz mit 25 PS hinzu. Der ältere Deutz diente Elli Pukall nun zum Fahren auf dem Hof und den Weiden.
1970 wurde Paul Pukall schwer herzkrank. Da Sohn Hans-Joachim, genannt Puky, noch zur Mittelschule in Plön ging, blieb Elli Pukall nichts anderes übrig, als das Land an Gut Bundhorst zu verpachten. 1972 starb Paul Pukall im Alter von nur 68 Jahren.
Elli Pukall und ihr Sohn Hans-Joachim (Puky) leben noch heute auf dem ehemaligen Siedlungshof Bundhorst 2 an der Landstraße 67 nach Ascheberg.