Helmuth Schlüter – ein bekannter Kommunist aus Stolpe

Helmuth Schlüter wurde am 10. Mai 1920 in Wankendorf als Sohn des Gärtners „Garner“ Johann Heinrich Schlüter und seiner Ehefrau Paulina geboren. Paulina Mißfeldt verw. Struck brachte einen Sohn mit in die Ehe. Dem Ehepaar Schlüter wurden drei weitere Kinder geboren, Helmuth und Erich, der im 2. Weltkrieg fiel, sowie Erna, die nach Essen heiratete.
Schon Johann Schlüter war ein überzeugter Kommunist. 1920, beim Kapp-Putsch, organisierte Gärtner Schlüter Arbeiter aus Stolpe und Wankendorf zu einem Sonderzug der Kleinbahn Kiel-Segeberg nach Bornhöved zum Depot. Dort requirierten sie Gewehre, aber sie hatten kein Geld, um sie zu bezahlen.
Johann Schlüter erbaute 1929 in der Kampstraße/Ecke Wiesenweg mit anderen Siedlern ein Einfamilienhaus und zog mit seiner Familie nach Stolpe.
Sein Sohn Helmuth erlernte in jungen Jahren den Beruf des Friseurs. Mit dem Moped fuhr er zu seinen Kunden, um ihnen die Haare zu schneiden.
Er heiratete Hildegard Skibbe, die ihm 4 Kinder gebar: Gerd, Renate, Ute und Gudrun.
1950 arbeitete er in Essen als Mineur in einem Bergwerk. Später arbeitete er einige Zeit als Versicherungsvertreter für Rechtschutzversicherungen.
Schon im Jahr 1951 kandidierte Helmuth Schlüter zur Kommunal- und Kreistagswahl für die KPD, u.a. neben seiner Mutter Paulina (Hausfrau) und Wilhelm Schlüter (Rentner) und zog in den Gemeinderat von Stolpe ein. Hier entwickelten sich hitzige Debatten um die Anträge der Kommunistischen Partei.
Nach dem Verbot der KPD 1956 wurde erst 1968 die Deutsche Kommunistische Partei DKP gegründet. Prominentestes Mitglied in Stolpe war wieder Helmuth Schlüter.
Er ging Mitte der 1960er Jahre als Gerüstbauer nach Kiel zu den Howaldtswerken Deutsche Werft. Die Arbeiter hier waren seit jeher links eingestellt. Am 9. September 1969 kam Helmuth Schlüters große Stunde. Er setzte sich im „wilden“ Streik der Werftarbeiter an die Spitze der Bewegung. Er war ein begnadeter Redner, der die Zuhörer in seinen Bann zog. Als nach 9 Tagen Streik die Forderung der Werftarbeiter nach Erhöhung ihres Lohnes um 8 Pfennige erfolgreich war, konnte verhindert werden, dass Helmuth Schlüter entlassen wurde.

Immer wieder lebte Helmuth Schlüter in seiner Wohnung in Kiel, weil er hier parteipolitisch aktiv war.
1969 wurde die Ehe von Helmuth und Hildegard Schlüter geschieden. Seine Frau Hildegard zog 1970 mit den vier Kindern nach Wankendorf. Hildegard Schlüter verstarb 2015 im Seniorenzentrum Marienhof in Ascheberg.
Bei der Landtagswahl 1971 stand er auf Platz 1 der Landesliste der DKP.
Beim „Tonnagegeld-Streik“ bei HDW im November 1972 setzte sich Helmuth Schlüter wieder an die Spitze der Streikenden. Auf einer großen Kiste stehend, rief er seine Kollegen zum weiteren Widerstand auf. Diesmal jedoch wurde er von der HDW-Werksführung wegen „wiederholter Unruhestiftung“ fristlos entlassen. Helmuth Schlüter war nun 52 Jahre alt.
Zur Kommunalwahl 1974 wurde ein Plakat der DKP von Heinz Rogge mit Helmuth Schlüter kreiert: „Diesmal endlich einer von uns“. Es ist heute im Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig aufbewahrt.
In den letzten Jahren seines Lebens war Helmuth Schlüter sehr krank. Er litt an Darmkrebs und lebte zurückgezogen in seinem Haus in Stolpe. Er verstarb am 26. Januar 1981 im Alter von nur 60 Jahren.