Die Bäckerei Brauer

 

Bäckermeister Friedrich Peter Brauer, genannt Fiete-Bäcker, stammte aus Moordamm auf Pellworm. Er arbeitete zunächst in der Weiß-Bäckerei im Gasthof  Pfeifenkopf. Sein Freund war August Riecken, der Sohn des Landmannes Jürgen Christian Riecken. Nachdem August, auch ein gelernter Bäcker, früh verstarb, heiratete er dessen Schwester Antonia. Als die Bäckerei im Pfeifenkopf schließen musste, gründete er 1890 die Bäckerei Brauer, heute Dorfstraße 29. Hier lag der frühere Hof Riecken von 1806, den er mit seiner Frau Antonia weiter bewirtschaftete. Die Bäckerei bildete das zweite wirtschaftliche Standbein der Familie Brauer neben der Landwirtschaft.

Friedrich Peter Brauer
Friedrich Peter Brauer

Bereits 1885 hatte ein Feuer die Doppelkate Brauer / Horst zerstört. Sie wurden getrennt wieder aufgebaut. 1889 wurde der erste Backkeller genehmigt. 1904 brannte die mit Stroh gedeckte Kate wieder ab. 1906 war der Bauernhof Brauer in der heutigen Form wieder aufgebaut.

Im neuen Bauernhaus lag auf der linken Seite der lang gestreckte Stall mit Heuboden, sowie rechts das Wohnhaus mit Verkaufsladen. Hinter dem Haus war eine tiefer gelegene Backstube angebaut, in der in der rechten Wand ein großer Backofen eingebaut war. Die Backofentür war Bestandteil der Wand, der Ofen reichte ins Erdreich hinein. Er wurde mit Kohlen beheizt. Die Abgase des Ofens gingen durch einen großen Schornstein nach draußen.

Kartenspiel im Hof
Kartenspiel im Hof am Wochenende

Morgens um 3 Uhr stand der Bäcker auf. Um ½ 4 Uhr zündete er das Feuer an, wofür er am Abend vor dem Schlafengehen um 21 Uhr alles vorbereitet hatte. Er buk täglich hunderte von Broten: Schwarzbrot, Roggen- und Weißbrot, sowie Rosinenbrot. Daneben gab es Brötchen, Semmel, Franz-Brötchen, sowie Napfkuchen und Blechkuchen aus Hefeteig, belegt mit dem Obst der Saison. Die Bäckerei Brauer belieferte damals alle kleinen Höker in Stolpe mit ihren Backwaren. So nahm Ingrid, die Enkelin von Emma Kelling auf dem Kielerkamp mittags nach der Schule die Backwaren für den Hökerladen auf ihrem Fahrrad mit nach Hause.

Damals buken die Menschen ihre Kuchen noch daheim, allerdings, an Sonn- und Feiertagen, sowie Familienfesten wurde ein großes Backblech beim Bäcker abgeliefert – zum Backen. Am Heiligabend war es Sitte, dass man abends spät zusammen saß und Kaffee und Kuchen aß. So manches Mal vergaßen die Leute rechtzeitig ihren Kuchen abzuholen. Dann standen sie abends um 9 Uhr noch beim Bäcker vor der Tür.

Friedrich Peter Brauer buk bis zum Mittag, je nach Auftragslage. Dann widmete er sich für den Rest des Tages der Landwirtschaft. Seine Frau Antonia stand derweil den ganzen Tag im Laden und verkaufte.

Friedrich Peter Brauer verstarb am 21. Oktober 1942 in Stolpe.

Sein Sohn Willi, der beim Vater das Bäckereihandwerk erlernt hatte, übernahm das Erbe. Er hatte Emmi Hamm aus Osterrade geheiratet, die schon länger Ihre Schwiegermutter Antonia im Laden unterstützte.

Willi Brauer stellte einen Bäckergesellen ein, Rudi Saat, der als Soldat nach dem 2. Weltkrieg in Stolpe hängen geblieben war und hier eine Familie gründete. Es wurden auch immer wieder Lehrlinge ausgebildet. Im Laden entstand eine Hökerei mit Waren aller Art. Emailleschilder warben für Waschmittel wie z.B. Persil. Auch Petroleum wurde im Laden verkauft. Die Kunden kamen mit einer Petroleum-Kanne und pumpten sich selbst den Inhalt einer Kanne ab. Man war damals nicht so geruchsempfindlich.

Auch Willi und Emmi Brauer hatten dieselbe Tageseinteilung wie ihre Eltern. 1957, mit 60 Jahren, gab Willi Brauer die Bäckerei auf.

Die Landwirtschaft war schon vorher aufgegeben worden, und so wurde für ihn und seine Frau eine Wohnung im ehemaligen Stall ausgebaut. Emmi Brauer verstarb jedoch schon am 14.1.1958 im Kieler Stadtkrankenhaus.

August Sievers und Willi Brauer
Nachbar zur linken August Sievers und Willi Brauer

Die Bäckerei wurde nun für 5 Jahre an Bäcker Böse aus Preetz verpachtet.

Willi Brauer verzog nach der Fertigstellung des Altenteilers unterhalb des Hauses 1966 zu seinem Sohn Werner. Er verstarb am 5. November 1972 in Stolpe.

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