Eine Räubergeschichte um 1850

Alte Kate auf dem Heiratsberg
Alte Kate auf dem Heiratsberg – aber nicht das Räuberhaus (Gemälde von Gerhard Schlüter)

Die Häuser in Stolpe, die der Schule gegenüber liegen, heißen „Heiratsberg“. Dort hauste um 1850 eine Diebesbande von 8 Mann. An die Scheune des Gasthofs „Pfeifenkopf“ schrieben sie einmal:

„Wir sind unser acht, wir stehlen jede Nacht!“.

Einmal machten sie einen Raubzug nach Köllingbek. Zurück gingen sie über Brammerberg. Dort brachen sie in die Speisekammer ein. Der Besitzer lag krank im Bett, der Sohn hielt bei ihm Wache. Er lief ohne Waffe hinaus, um die Diebe zu verfolgen, die sich Forken und dergleichen besorgt hatten. Sie ließen ihn ein ganzes Stück nachkommen und verprügelten ihn dann dermaßen, dass er einen schweren Bruch bekam und Zeit seines Lebens ein Siecher blieb. Er wird verhört, verrät aber nichts, weil die Diebe ihm andernfalls den Tod geschworen hatten.

Ein andermal, als sie wieder gestohlen hatten, lauerte man ihnen auf. Mut haben die Bauernvögte von Wankendorf und Stolpe, die dem Polizisten Petersen zu Hilfe kamen. Sie stellten sich nachts bei Stolpe an drei verschiedenen Stellen auf und hatten verabredet, dass, wenn einer einen Schuss löste, die anderen ihm zur Hilfe kommen sollten. Um 1 Uhr, es war schwacher Mondschein, sah Petersen, wie einige von der Depenauer Mühle schwer beladen den Berg hinaufkeuchten. Er schoss, die Diebe warfen ihren Sack fort und suchten das Weite, doch bekam der Hund den Stärksten von ihnen zu packen. Die anderen wurden auch gepackt. Im Sack befand sich Brotteig, den sie auf der Depenauer Mühle gestohlen hatten.

Einer dieser Bande war Claus Schnack, „Wassertrinker“ genannt. Er sollte eine so raue Zunge haben wie eine Kuh. Er und seine Komplizen kauften sich Lotterielose. Er leckte die Nummern gleich aus. Dann zogen sie zur Ziehung nach Kopenhagen. Als das große Los bekannt war, schrieben sie die Nummern auf ihre Lose. In Stolpe kauften sie einen ganzen Laden leer, doch wurde der Betrug bald entdeckt. Strafe: 12 und 14 Jahre Festungshaft in Rendsburg, angeschlossen an eine Karre. Einem gelang es, auszurücken. Er meldete sich bei Polizist Petersen:“ Ick bün all wedder hier“.

„God, weet ick, wo du büst.“ Bald kam der Befehl, ihn zu verhaften. Nachts begaben sich drei Mann in seine Wohnung, doch fanden sie nichts. Er hatte sich auf dem Swibbogen versteckt. Einer stand als Wache auf der Diele und hörte auf dem Boden etwas rascheln. Man zündete auf dem Herd nasses Stroh an, das so viel Qualm entwickelte, dass er einen Hustenreiz bekam und seinen Schlupfwinkel verlassen musste.

(Tischler Petersen, Wankendorf, mitgeteilt von Otto Kock, Wankendorf, veröffentlicht in : Die Heimat, 36. Jg., 1926 S. 223)

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